Rezension

Jahreshighlight

Myrina -

Myrina
von Karen A. Moon

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem die Bruderschaft der „Ritter Zions“ die Macht übernommen hat, hat sich das Leben aller Frauen von einem Tag auf den anderen verändert. Sie dürfen nicht mehr ins Kino oder ins Cafe gehen. Keine Bücher mehr lesen, keine Musik hören und kein Fernsehen schauen. Das Recht auf Meinungsfreiheit und Bildung ist plötzlich unerreichbar geworden. Myrinas Vater und ihre Brüder teilen Gott sei Dank die Meinung der neuen Regierung nicht. Sie halten sich nur gezwungenermaßen an die Regeln und geben ihr alle Freiheiten, die möglich sind. Es ist trotzdem nicht einfach und so hofft Myrina, dass es für sie nach der Hochzeit mit ihrem Jugendfreund Alex besser werden wird. Doch Nacht für Nacht holen merkwürdig reale Träume sie aus dem Schlaf und ihr begegnet immer wieder ein rätselhafter Mann, der ihre Gefühle ziemlich durcheinander bringt. Als sie durch Zufall auf eine Gruppe Frauen trifft, die vom Untergrund aus versuchen, sich gegen das Regime zu wehren und für die Freiheit kämpfen, muss Myrina eine Entscheidung treffen. Doch wenn sie sich ihren anschließt, gefährdet sie damit ihre ganze Familie. Wie wird sie sich entscheiden? Wem kann sie überhaupt noch trauen?

Karen A. Moon hat mich mit ihrem Worldbildung und dieser fantastischen Geschichte sofort begeistert und in den Bann gezogen. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und ausdrucksstark, dynamisch und wunderbar lebendig. Durch ihre bildhaften Beschreibungen fiel es mir leicht in die Handlung einzutauchen.
Selten hat mich ein Buch so gefesselt und ich habe die 419 Seiten innerhalb von zwei Tagen förmlich verschlungen.

Doch beginnen wir bei diesem tollen Cover. Es zeigt eine Gesichtshälfte von Myrina und passt mit seinen Farben wunderbar zum Buch.

Kannst Du Dir vorstellen, dass es wieder eine Zeit geben könnte, in der Frauen nichts zu sagen haben, Eigentum des Vaters, der Brüder oder des Ehemanns sind und ohne ihre Erlaubnis nicht arbeiten dürfen?
Heute ist es kaum vorstellbar, doch Frauen dürfen erst seit knapp 100 Jahren wählen. Erst seit 1958 gibt es das Gesetz für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die ihnen erlaubt, selbst über ihr Geld zu bestimmen und zum Beispiel ein eigenes Konto zu eröffnen.

Doch Myrina erlebt genau dieses Szenario und als hätte sie damit nicht schon genug Probleme, passieren in ihrem Umfeld auch noch unerklärliche und rätselhafte Dinge.
Sie ist eine unheimlich sympathische Hauptprotagonistin, die mutig ihrem Schicksalspfad folgt. Und auch wenn sie sich den Regeln der Ritter Zions nach außen hin beugt und man ihre Angst spürt, merkt man doch sehr schnell, dass diese weniger sie selbst betrifft, sondern das sie sich um ihre Familie sorgt und die Konsequenzen, die ihr Ungehorsam für sie hat.
Myrina entwickelt sich im Laufe der Handlung konstant weiter, beweisst Stärke und großen Mut.
Doch auch alle anderen Protagonisten sich sehr glaubwürdig und facettenreich gestaltet und waren für mich zu jeder Zeit greifbar.

Richtig gut haben mir auch ihr Vater, ihre Brüder und insbesondere ihr Bruder Chris und ihr Verlobter Alex gefallen, denn sie unterstützen Myrina soweit es in ihrer Macht steht.
Auch der Butler Stephan ist ein interessanter Charakter, hinter dem wahrscheinlich mehr steckt, als es im ersten Teil den Anschein macht.
Ich bin gespannt, was wir in der Fortsetzung noch alles von ihm erfahren werden.

Die Story ist von Anfang an sehr spannend und ich habe ständig mit Myrina gezittert und gehofft, dass alles gut geht. Am Ende lässt Karen A. Moon mich dann mit einem richtig gemeinen Cliffhanger, der mir förmlich das Herz zerrissen hat, zurück.

Es fällt mir bei solchen Büchern immer schwer, für meine Begeisterung die richtigen Worte zu finden. Schon Band 1 „Revelation of Darkness“ ist für mich nicht nur eine tolle dystopische Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite undurchschaubar und geheimnisvoll ist, sondern ein echter Pageturner, der auf meiner Highlightliste des Jahres 2022 ganz oben steht und gelesen werden muss.
Dafür gibt es hochverdiente 5 Sterne