Rezension

Jugendbuch mit mehr

Daniel is different - Wesley King

Daniel is different
von Wesley King

Bewertet mit 4 Sternen

Ein tolles Buch mit einem unfassbar wichtigen Thema, das viel offener besprochen werden sollte!

Verpackt als wunderschönes Weihnachtsgeschenk kam 'Daniel is Different' überraschend bei mir an, und neugierig wie ich bin ging es auch sofort los mit dem Lesen - aufgehört habe ich erst, als keine Seiten mehr übrig waren.

Zunächst einmal war ich begeistert von dem Konzept, psychische Erkrankungen in einem Jugendbuch zu verarbeiten, denn natürlich können auch Kinder und Teenager davon betroffen sein. Darüber zu lesen hilft ihnen sich weniger allein zu fühlen, ihren Erfahrungen einen Namen zu geben, es zeigt wie man damit umgehen kann und normalisiert das Thema, was ich unglaublich wichtig finde.

Die Darstellung der Krankheit war auch großartig umgesetzt und trifft genau die richtige Mischung. Schließlich nehmen die Zwangsstörungen einen großen Teil in Daniels Leben ein, aber trotzdem ist er noch viel mehr als seine Krankheit, die er selbst gar nicht als solche registriert und deshalb unterdrückt. Es war spannend mitzuverfolgen wie sich diese beiden Seiten an ihm beeinflussen und was passiert, wenn die Zwänge immer häufiger auftreten bis er sie kaum noch verstecken kann. Auch wenn man vorher vielleicht nicht mit psychischen Krankheiten in Berührung gekommen ist, macht sie das Buch auf eine simple Art zugänglich; zum Beispiel wenn Daniel seine 'Zaps' mit einem Albtraum vergleicht: es mag in seinen Gedanken und nicht direkt in der 'realen Welt' geschehen sein, aber für ihn ist es absolut echt, und genau das müssen mehr Menschen verstehen.

Allgemein betrachtet war die Handlung an einigen Stellen etwas vorhersehbar, und in der ersten Hälfte hat mich die Ausgangssituation nicht überzeugt, da sie ein wenig zu sehr an die typischen Highschool-Geschichten erinnert hat. Ein nerdiger, schlaksiger Junge der eher unsportlich ist hat einen beliebten besten Footballerfreund und ist demnach selbst im Team, um anderen zu gefallen. Deshalb spielt Football auch eine etwas größere Rolle, die mir als nicht-Fan manchmal etwas zu detailliert wurde. Es gab aber auch gut nachvollziehbare Momente, beispielsweise wenn Daniel zu sehr unter Druck steht und etwas einfach nicht klappen will, obwohl er es doch eigentlich kann - das ist sicher jedem von uns schon einmal passiert.

In diesem Absatz könnten Spoiler sein, denn obwohl ich versuche keine Details zu verraten, möchte ich hier trotzdem einen Kritikpunkt anbringen. Daniel ist in ein beliebtes Mädchen verliebt, glaubt sie wird ihn nie mögen so wie er ist und kommt dann zufällig mit der Außenseiterin 'Psycho Sara' in Kontakt. Das wirkte teilweise, als würden die beiden Mädchen nicht für sich selbst stehen sondern eher Daniels Welten repräsentieren - gesund und normal, oder krank und verrückt. Da war ich ehrlich gesagt enttäuscht, denn seine Krankheit hat überhaupt nichts mit dem Zustand der Mädchen zu tun. Ein nicht-betroffenes Mädchen kann ihn ebenso gern haben wie jemand der ebenfalls krank ist, und Daniel müsste seine Symptome auch dann nicht verstecken, wenn seine eventuelle Freundin gesund wäre. Diese Nachricht hätte ich zumindest gerne in der Geschichte gesehen.

Abgesehen davon gab es aber natürlich noch mehr positive Aspekte. Die Entwicklung der Freundschaft zu Max hat mich sehr gefesselt und von einem Gedanken zum Nächsten geschickt; Raya war großartig, die Beziehung zu Daniels Familie wirkte sehr realistisch und die kleine Emma ist definitiv meine geheime Heldin. Als Büchermensch konnte ich natürlich besonders gut nachvollziehen, dass Daniel seine Probleme bewältigt indem er selbst eine Geschichte schreibt. Dieses 'Buch im Buch' kann man teilweise sogar lesen und mitverfolgen, was eine tolle Möglichkeit für den Autor ist viele Ebenen miteinander zu verknüpfen.

Das Ende war ebenso gut gelungen, weil es einen realistischen Ausblick gibt der nicht überschwänglich negativ oder positiv, aber trotzdem hoffnungsvoll ist. Außerdem kann ich euch nur das Nachwort des Autors ans Herz legen, das zeigt wie persönlich dieses Buch für ihn ist und eigentlich alles zum Thema Akzeptanz sagt, was ich ausdrücken möchte. In seiner Autorenbiografie zeigt Wesley King übrigens seinen genialen Humor der mich schon beim Originaltitel des Buches zum Schmunzeln gebracht hat, also lest es unbedingt bis zur letzten Seite!

Lesen solltet ihr 'Daniel is Different' nämlich auf jeden Fall. Trotz der kleinen Kritikpunkte ist es ein tolles Buch mit einem unfassbar wichtigen Thema, das viel offener besprochen werden sollte. Daniels Geschichte wird sicher nicht nur innerhalb der Zielgruppe gut ankommen, denn es hat großes Potenzial vielen Menschen zu helfen. Ich habe es sehr gern gelesen und vergebe vier von fünf BlackTeaCups :)