Rezension

Kleine und große Schritte zur Selbstbestimmung

Die Hoffnung der Chani Kaufman -

Die Hoffnung der Chani Kaufman
von Eve Harris

Bewertet mit 4 Sternen

Wir begleiten im zweiten Teil unsere drei Hauptfiguren und ihre Familien weiter:

Chani, die frisch und bisher glücklich verheiratet ist, aber vergeblich auf ihr erstes Kind wartet. Eine mögliche Unfruchtbarkeit würde schwerwiegende Folgen für sie haben, denn ihr Mann könnte sich deshalb scheiden lassen. Dadurch würde sie innerhalb ihrer orthodoxen Gemeinschaft deutlich abgewertet werden.

Rivka hat ihre Familie zurückgelassen, da ihr das orthodoxe Leben mit all seinen aufdiktierten Regeln zu eng wurde. Dies bedeutet für sie, ihr komplettes Leben und ihre Kinder aufzugeben. Sie erfährt starke Abneigung und Ausgrenzung durch ihre ehemalige Gemeinschaft. Sie schwebt zwischen neuer Selbstbestimmtheit, schlechtem Gewissen und Einsamkeit.

Avromi, ihr gerade erwachsener Sohn, ist auf der Suche nach seinem eigenem Weg.
Er zweifelt an seinem Glauben und hat sein Selbstverständnis verloren.

Die Hauptfiguren müssen innere Konflikte aushalten und eigene Entscheidungen für ihr Leben treffen.

Das Erzähltempo ist eher langsam. Es wird sich viel Zeit auch für kleine Alltagssituationen und die Beschreibung der Umgebung genommen. Es kommen viele hebräische Begriffe und hebräischer Sprachgebrauch im Text vor, welche man in dem umfangreichen Glossar nachlesen kann.

Das Buch lässt sich grundsätzlich unabhängig vom ersten Teil lesen. Ich würde es aber empfehlen, um gerade Rivkas Lebensweg besser verstehen zu können.

Mir gefällt wieder, dass verschiedene Aspekte beleuchtet werden und die Charaktere unterschiedlich mit ihren Konflikten durch die strengen Lebensweise umgehen. Es wirkt lebensnahe.

Spannend fand ich auch die Unterschiede in den Lebensarten zwischen London, Jerusalem und Tel Aviv.

Emotional hat mich der erste Teil etwas mehr erreicht, aber ich habe mich über das Wiedersehen mit den Charakteren gefreut.

Insgesamt gibt es eine Leseempfehlung von mir.