Rezension

Komplexe Geschichte

So oder so ist es Mord
von Anja Gust

Bewertet mit 4 Sternen

„...Leise Musik bettete sich in die kurzweiligen Gesprächspausen. Die Zeiger der großen Standuhr gingen kontinuierlich gegen dreiundzwanzig Uhr...“

 

Hauptkommissar Alexander Knoblich und seine Referendarin Katharina von Hardenberg sind auf den Weg zu Professor Bertolt Wittenburg, der seit dem Tode seiner Frau wegen Mordes in der Psychiatrie einsitzt.

Uwe Lindholm ist der führende Politiker bei der DVA. Allerdings zieht seine Frau Ludmilla im Hintergrund die Fäden. Sie weiß aber nicht, dass er sich häufig mit Solveig Wittenburg trifft, der Tochter des Professors.

Das sind nur zwei der Handlungsstränge, die die Autorin zu einer komplexen Handlung verwoben hat. Schlaglichtartig beleuchtet sie dabei Korruption und Verstrickungen von Polizei und Politik.

Das Buch bedarf eines konzentrierten Lesens, um den Faden der Geschichte nicht zu verlieren.

Positiv aufgefallen ist mir der ausgereifte und gut formulierte Schriftstil, der ab und an ins Bildhafte abgleitet. Das Eingangszitat ist ein Beisiel dafür.

Seine innere Spannung erhält das Buch auch durch die komplexe Beziehung zwischen Kathi und Alex. Alex glaubt, mit seiner Referendarin leichtes Spiel zu haben. Das klingt dann so:

 

„...Wir werden nicht dafür bezahlt, den Wert einer Maßnahme zu beurteilen, sondern diese optimal durchzuführen...“

 

Die weiß aber genau, was sie will und geht konsequent ihren Weg. Dass eine Kindheit im Bereich des Adels auch sehr dunkle Seiten haben kann, wird an dem Rückblick in ihrem Leben deutlich. Das war keinesfalls geradlinig. Sie hat gelernt, sich durchzusetzen.

Zu den Höhepunkten in der stilistischen Gestaltung gehören die Gespräche, die Kathi mit derr lieben Verwandtschaft führt. Indiko, die Freundin ihres Onkels, bringt es auf den Punkt.

 

„...Auch wenn er dreimal von altem Adel ist, so geht er doch noch immer zu Fuß zum Klo, oder nicht?...“

 

Kathi ist der Meinung, dass der Professor nichts in der Psychiatrie zu suchen hat und das bei seiner Verurteilung gravierende Fehler aufgetreten sind. Alex aber sieht das pragmatisch:

 

„...Also werden wir auch hier mit angezogener Handbremse fahren. Denn wer nichts macht, kann nichts falsch machen..."

 

Zu den schwierigen Protagonisten gehört Uwe Lindholm. Erst kommt er, dann noch einmal er und dann eventuell die anderen. Dass er jede erlaubte und unerlaubte Methode für sein Fortkommen nutzt, ist nur eine seiner Seiten. Der Herr Politiker glaubt, sich gegen jedes Gesetz stellen zu dürfen und aktiviert nötigenfalls sein Netzwerk in den oberen Chargen der Polizei. Er entpuppt sich ebenso als gnadenloser Kontrollfreak. Es ist zu spät, als er begreift, dass er den Bogen überspannt hat.

Professor Wittenburg ist mir von Anfang an ein Rätsel. Genau wie Kathi halte ich ihn für unschuldig. Warum aber lehnt er jede Revision ab und hindert Kathi, sich für ihn einzusetzen?

Am Ende bleibt keine Frage offen. Auch die Folgen des Ganzen erscheinen mir sehr realistisch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.