Rezension

Konnte mich leider nicht so sehr überzeugen

760 Minuten Angst - Michael Schmid

760 Minuten Angst
von Michael Schmid

Bewertet mit 2.5 Sternen

Klappentext:
Sieben Personen. Sieben Handlungsstränge. Eine Schnitzeljagd. In Regensburg erhalten fünf junge Leute eine Einladung zu einer Schnitzeljagd. Sehr schnell erkennen die Mitspieler, dass es sich nicht um ein Kinderspiel handelt, sondern um eine Jagd auf Leben und Tod. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als an diesem Alptraum teilzunehmen. Ihr eigenes und das Leben ihrer Liebsten steht auf dem Spiel. 760 Minuten pure Angst.

“760 Minuten Angst” ist der erste Roman von Michael Schmid, den ich gelesen habe. Nachdem ich schon viele positive Stimmen über seinen ersten Roman “Fragmente des Wahns” vernommen hatte, war ich dementsprechend gespannt auf dieses Buch.
Das Cover hatte mich gleich zu Beginn fasziniert und der Klappentext versprach eine interessante und rasante Handlung. Ich erwartete einen richtig blutigen, spannenden und düsteren Psychothriller, der mir die Nackenhaare aufstellt.
Da ich weiß, wie viel Herzblut und Mühe in so einem Buch steckt, fällt es mir in der Regel entsprechend schwer, an einem Roman herum zu mäkeln. Leider kann ich für “760 Minuten Angst” nicht die volle Punktzahl vergeben.

Die Ursachen dafür liegen bei mehreren Elementen.
Zunächst war mir die Anzahl der Charaktere schon zu viel. Bei der Einführung der Personen hatte ich zuletzt schon wieder vergessen, wer überhaupt am Anfang erwähnt wurde. Dadurch hatte ich Mühe, alles richtig zuzuordnen und bin immer wieder aus dem “Takt” gekommen.
Da wäre evtl. weniger mehr gewesen. Mit nur drei Kandidaten wäre ich höchstwahrscheinlich gut bedient gewesen.
Abgesehen davon, dass es fünf Schnitzeljagd-Kandidaten gibt, haben wir zusätzlich auch noch die Perspektive von “C”, dem Veranstalter, wenn man das so nennen darf, und die der 14-jährigen Emilie. Wie auch schon im Klappentext vermerkt, sind wir also bei insgesamt sieben Erzählsträngen angelangt, die den einfachen Leser wie mich schlicht überfordern.
Durch die Menge der Charaktere geht dann irgendwo auch die nötige Tiefe verloren, die man als Leser benötigt, um einen Bezug zu erzeugen und das Mitfiebern in Gang zu setzen.
Die von “C” erwählten Kandidaten handeln mitunter ziemlich oberflächlich und zudem untypisch für eine so gefährliche Situation.

Ein weiteres Problem hatte ich auch mit dem Schreibstil. Es gab hin und wieder recht merkwürdige Formulierungen, die als Spannungskiller schlechthin wirkten. Andere Textpassagen fand ich wiederum total gelungen und eloquent, so dass ich es nicht verstehen konnte, warum der Autor nicht an diesem Schreibstil festgehalten hat.

Vielleicht haben das tolle Cover und der Klappentext falsche Erwartungen erzeugt. Ein weniger unschuldiger Schreibstil, mehr Rotz und mehr Härte hätten evtl. vieles gut gemacht.
Leider kam dann auch genau deswegen bei mir keine richtige Spannung auf.

Schließlich möchte ich aber noch erwähnen, dass ich die Story und die Idee dahinter wirklich gut fand. Es hätte ganz groß werden können, scheiterte aber dann irgendwie an der Umsetzung. Trotzdem wurden die Fäden am Ende schlüssig zusammen geführt, so dass man schließlich auch dahinter kommt, warum die ganze Aktion überhaupt stattgefunden hat.

Fazit:
“760 Minuten Angst” von Michael Schmid war mir ein bisschen zu “harmlos” und stilistisch nicht mein Fall. Ein schärferer, konsequenterer Sprachgebrauch und etwas mehr “Dreck” hätten dem Roman sehr gut getan. Nichts für mich – aber empfehlenswert für Leser, die es etwas braver mögen.