Rezension

Konnte mich überhaupt nicht überzeugen!

Meine Mutter, sein Exmann und ich - T. A. Wegberg

Meine Mutter, sein Exmann und ich
von T. A. Wegberg

Um das vorneweg zu nehmen und dem Buch zugute zu halten: Der Autor kann schreiben und das Buch weist an keiner Stelle große Längen auf und ist somit keineswegs langweilig. 

Warum mich "Meine Mutter, sein Exmann und ich" dennoch nicht überzeugen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Rezension. 

Große Probleme hatte ich mit dem Protagonisten des Romanes, der sich von einem unsympathischen, äußerst homophoben Fünfzehnjährigen in ein "moralisches Vorbild" entwickelt und sich für jede gute Tat unerträglich rühmt, als wäre er, der Messias, den Menschen erschienen. Gleich zu Beginn fiel mir sehr negativ auf, wie unentwickelt und stumpf der Protagonist denkt und überhaupt nicht seiner Altersklasse entsprechend. Die Entwicklung, die der Protagonist durchschreitet, wird vom Autor nicht näher erläutert und völlig "verhuscht", sodass mir die Figur viel zu leicht manipulierbar vorkam. Hierzu später ein paar Worte mehr. 

Der Roman kann sich nicht entscheiden, in welche Richtung er gehen möchte. Der Klappentext ist meiner Meinung nach total unangemessen, da nichts eingehalten wird, was dort versprochen wurde. Es verbinden sich verschiedene Geschichtsstränge miteinander und werden so abgehackt wiedergegeben, dass ich mich auf keine Handlung einlassen kann. Das fiel v.a. am Ende sehr negativ ins Gewicht, da der Autor an den unsinnigsten, meiner Meinung nach gar wichtigsten Szenen einen Zeitsprung ausführt und diese Stelle in einer Rückblende ungenau erläutert. 

Die Handlung an sich ist von vorne bis hinten völlig vorhersehbar und Klischee behaftet. Es gibt keine Wendung in dem Buch, keine Überraschungen, sondern alle parallellaufenden Handlungsstränge bilden sich so fort, wie man es erwartet. Die Liebesgeschichte ist unglaubwürdig, da der Autor auch hier das Stilmittel des Überspringens verwendet und man keine innere Handlung des Protagonisten verfolgen kann. Auch gibt es viel zu viele Zufälle, durch die die Geschichtenstränge zusammenlaufen, was sehr an der Glaubwürdigkeit nagt. 

Durch diese abgehackte Erzählstruktur, die mich besonders am Ende ziemlich gestört hat, kommen wichtige Stellen, die die geistige Entwicklung der Figuren fördern, nicht vor, wodurch es für den Leser äußerst schwierig ist, zu verstehen, wie die Figuren denken. Dadurch wirken sie sehr eindimensional und haben keine eigene Identität, an denen man sie ausmachen kann. 

Der Protagonist, der im Laufe des Buches eine emotionale Phase durchmachen muss, kommt demnach auch viel zu kurz. Erst präsentiert uns der Autor ihn als überaus homophoben, stumpf denkenden Jugendlichen, der dem geistigen Fortschritt eines Grundschülers entspricht, der bei jedem zweideutigen Witz lachen muss. Dabei fällt mir auf, dass der Ich-Erzähler an einigen Stellen Abstand von der tatsächlichen Person nimmt, die er erzählt, was nicht sein darf. Man merkt, dass der Autor einen mit Klischee überladenen, völlig gegen Transsexualität sprechenden Charakter erschaffen wollte, der sich im Laufe des Buches in einen toleranten Gutmenschen verwandelt, der sich selbst in seiner Arroganz dafür lobt, dass er einer alten Dame die zerrissene Einkaufstüte trägt. Dieser Gegensatz soll dem Leser anscheinend klarwerden, aber hier hat der Autor den Bogen auf jeden Fall überspannt. Vielleicht hätte er lieber daran arbeiten sollen, die innere Handlung der Protagonisten auszuformulieren.
Die eigentliche Grundhandlung, das Szenario, dass der Protagonist nicht damit klar kommt, dass seine Mutter sich in einen Mann umoperieren lassen möchte, weil sie sich in ihrem Körper und Geschlecht unwohl fühlt, wird dabei komplett außen vorgelassen, was ich sehr schade finde. Auch der endgültige Punkt, an dem der Protagonist seine Mutter so akzeptiert, wie sie ist, wird nicht ausreichend geschildert. 

Dieses Buch, was aus so vielen unterschiedlichen Facetten besteht, welche für mich aber einfach nicht zusammenpassen und für mich kein vollständiges, passendes Bild ergeben, kommt nicht auf den Punkt. Ich verstehe nicht, was mir mit diesem Buch gesagt werden soll. 

 

Fazit:

Sollte ich hier einen Grund finden, dieses Buch zu lesen - ich finde beim besten Willen keinen. Ich will aber das Buch nicht noch unnötig in den Dreck ziehen, denn ich denke, ich habe meine Meinung überdeutlich gesagt. Schade, denn man merkt, dass der Autor Potenzial hat. Aber hierbei konnte er mich leider gar nicht überzeugen.