Rezension

„Kopf aus, Herz an“ ist ein lesenswerter und verkorkster Liebesroman, der Spaß macht und inspirieren kann.

Kopf aus, Herz an - Jo Watson

Kopf aus, Herz an
von Jo Watson

Die originale Rezension findest du hier.

 

Stell dir vor, am Tag deiner Hochzeit würde dein zukünftiger Ehepartner dich allein vor dem Traualtar stehen lassen – ein wahres Albtraumszenario, nicht wahr? In dem Liebesroman „Kopf aus, Herz an“ von Jo Watson muss Protagonistin Lilly genau diesen Angsttraum durchleben. Das Cover, der Buchtitel und der Klappentext lassen eine romantische, tiefsinnige Liebesgeschichte erahnen – warum vorliegendes Werk letztendlich doch so viel mehr ist als nur das und welche weiteren Leseeindrücke ich während der Lektüre gewonnen habe, erfährst du in der folgenden Rezension.

Autorin Jo Watson gestaltet den Einstieg in ihr Werk unmittelbar, sodass man sich als Leser direkt im Szenario wiederfindet. Ein zügig eintretender Lesefluss ist daher garantiert. Ähnlich gestaltet sich die Einführung der Protagonistin Lilly, aus deren Ich-Sicht erzählt wird. Man lernt sie selbst erst neu kennen, mit dem Mangel an vorgeschichtlichen Hintergründen. Dies hat zum Effekt, dass man ihr, wie Damien auch, ohne Wissen über die Figur begegnet – und die Liebesgeschichte auf einem ganz anderen Level mitverfolgen kann.

Dabei ist „Kopf aus, Herz an“ viel mehr als „nur“ ein typischer Liebesroman: Es ist ein Roadmovie, eine verkorkste und herrlich amüsante Geschichte. Unzählig viele verrückte Aspekte machen die Handlung zu einem wahren Lesegenuss. Die Entwicklung, die Lilly dabei durchmacht, ist genauso glaubwürdig wie inspirierend. Dabei stimmt die Chemie zwischen ihr und Damien völlig, sie ergeben ein spontanes und zum Brüllen komisches Team.

Die Reise nach Thailand, wie sie in vorliegendem Buch thematisiert wird, ist eine Fülle von farbenfrohen und abwechslungsreichen Ideen. Dabei kommt es hier auch gar nicht auf die Realitätsnähe an – es ist vollkommen klar, dass sich eine solche Geschichte im echten Leben wahrscheinlich nicht so ereignen würde. Aber der Roman nimmt sich selbst nicht zu ernst.

Das liegt wahrscheinlich an dem Schreibstil, den Jo Watson in ihrem Werk an den Tag legt. Lange schon habe ich nicht mehr eine so humorvolle Ausdrucksweise in einem Buch erlebt. Gekonnt interagiert die Autorin mit ihren Lesern, spiegelt gleichzeitig passend die Charakteristika der Hauptfigur wieder. Trotz dieser witzigen Schreibweise kommen tiefgründige und nachdenkliche Gedankenstrukturen nicht zu kurz, die uns eine Botschaft mit auf den Weg geben, die man so schnell nicht vergessen wird. Ein lebensfrohes Gefühl, das während der Lektüre aufkommt, werde ich noch lange mit „Kopf aus, Herz an“ in Verbindung bringen können.

Schade – ja, fast bedauerlich – finde ich in Anbetracht dessen, wie überzeugend der Roman angefangen hat, dass er auf den letzten Seiten stark an Fahrt verliert und in einer Nullachtfünfzehn-Handlungsschiene landet, deren Weiche man hier nicht hätte umstellen müssen. Leider hat man das aber schon recht lange kommen sehen, da der gesamte Liebesroman auf dieses Ende hin ausgerichtet wurde. Der zu gefühlsduselige Schlussteil möchte nicht so ganz schmecken.

Wenn man mich nach Beendigung der Lektüre fragen würde, ob ich „Kopf aus, Herz an“ weiterempfehlen kann, dann gibt es viele Aspekte, die mich zu einer eindeutigen Antwort verleiten: „Ja!“. Der Klappentext, der Titel (welcher im Englischen um Einiges passender ist) und das Cover mögen nicht ganz passend sein und die Leser auf eine andere Fährte locken als die letztendliche, die sie in dem Buch erwartet, aber der Auftakt zur „Destination Love“-Reihe (obwohl mir nicht bewusst war, dass dies eine ganze Reihe werden würde – jedoch beschäftigen sich die nächsten Bände größtenteils mit anderen Liebespaaren) kann mit einer abwechslungsreichen, verrückten und absolut spaßigen Handlung aufwarten, die das Buch zu einem richtigen Lesegenuss macht.

Fazit:
„Kopf aus, Herz an“ ist ein lesenswerter und verkorkster Liebesroman, der Spaß macht und inspirieren kann. Über das nicht ganz schmackhafte Ende kann man hinwegsehen, sodass das jeder, der sich nach der Rezension angesprochen fühlt, hier ein Buch entdecken kann, das man nicht so schnell mehr vergisst.

Gerne vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.