Rezension

Leider enttäuschend

Schultheater - Bernd Franzinger

Schultheater
von Bernd Franzinger

Bewertet mit 2.5 Sternen

Irene Graupeter, Lehrerin an einer pfälzischen Schule, fällt einem heimtückischen Mordanschlag zum Opfer. Kurz darauf wird eine Professorin ermordet. Bei seinen Recherchen stößt Kommissar Wolfram Tannenberg auf Verbindungen zu einem Banküberfall, den die RAF in den 1970er-Jahren in Kaiserslautern verübt hat und bei dem ein Polizist erschossen wurde. Tannenberg quartiert sich in der Schule ein, wo auch sein Bruder und dessen Frau arbeiten. Plötzlich geraten beide ins Fadenkreuz der Ermittler.

Die Tannenberg-Krimis lese ich seit vielen Jahren immer wieder gern. Dieser bildet da leider eine Ausnahme.

Die ganze Story wirkt irgendwie unglaubwürdig und längst nicht so spannend wie die Vorgänger. Der Blick auf Tannenbergs Privatleben wird total vernachlässigt, so als wüsste der Autor gar nicht, wie es mit seinen Figuren weitergehen soll, oder hätte keine Freude mehr an ihnen. Manche werden gar nicht mehr erwähnt, genauso wie die liebenswerten Schrullen des Ermittlers. Über den Tod seiner Frau scheint Tannenberg noch immer nicht hinweg zu sein, obwohl er eine Lebensgefährtin hat, die im Buch genauso zu kurz kommt wie der Rest der Familie.

Was mich aber am meisten stört, ist der der weinerliche Unterton. Nicht nur in Bezug auf die verstorbene Lea, durch das ganze Buch zieht sich so eine Jammerstimmung. Nichts gegen gelegentliche Seitenhiebe auf unser Bildungssystem oder spitze Bemerkungen gegen Lehrer, schließlich ist Tannenbergs Bruder einer, aber es gibt kaum Gespräche der beiden und schon gar nicht das übliche Gekabbel mit der Schwägerin. Die beiden geraten auch nicht "ins Fadenkreuz der Ermittler", wie es der Klappentext ankündigt sondern spielen nur eine Nebenrolle.

Auf mich wirkt das ganze wie eine Abrechnung mit dem Schulsystem, die in einen Krimi verpackt wurde, damit die Leute sie lesen. Und das auch noch voller Klischees, ich sage nur: "Frau Anung-Loos". Dabei hat Franzinger selbst Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Philosophie studiert und in den früheren Krimis durchaus bewiesen, dass er dieses Wissen spannend anwenden kann. Stattdessen wirken die handelnden Personen einseitig und farblos, die Handlung zeigt kleine Fehler, und Angefangenes wird nicht weitergesponnen.

Schade, wirklich schade!