Rezension

Lesenswert

Eat, Pray, Love
von Elizabeth Gilbert

Bewertet mit 4 Sternen

Das LEBEN ist eine REISE zu sich selbst - einfach mal aufbrechen

Es ist ja nun schon 15 Jahre her, dass das Buch in Deutschland erschienen ist. Ich hatte es bislang noch nicht gelesen. Es wurde mir empfohlen, also tat ich es. Ein Buch, das von der persönlichen Suche nach dem INNEREN GLEICHGEWICHT handelt: "Mein Leben war zerbrochen, und es fiel mir so schwer, mich wiederzuerkennen, dass ich mich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung nicht wiedererkennen hätte können" (172). Sind wir nicht alle STÄNDIG auf der Suche nach uns selbst? Nach dem Sinn des Lebens, nach innerer Stabilität?

Die Autorin (Bj 1969) /Protagonistin Liz ist 34 Jahre alt (in dem Alter bin ich selbst nach Italien ausgewandert, um nach drei Jahren verändert zurückzukehren), als sie alles hinter sich lässt, was sie NICHT mehr will, nachdem sie all die Jahre FUNKTIONIERT hatte "eine eifrige, kleine Soldatin gewesen war" (39): Ihre Ehe, sie will nicht Mutter sein, ihren Freund David, mit dem sie eine On-Off-Beziehung führt, ein ewiges "Drama" und "Verschmelzen" , und von dem sie so gar nicht loszukommen scheint...sie reist nach Italien (wo Liz 11 kg zunimmt:), Indien und Indonesien, weil sie alles will Genuss, Hingabe und die Vereinbarung von beidem.  "Reisen ist die große wahre Liebe ihres Lebens" (65).  Sie fängt an zu beten und entdeckt eine neue Spiritualität.  Nach der Trennung von ihrem Freund bezieht sie zum ersten Mal eine eigene Wohnung und ÜBT, allein zu sein. 

Das Buch lässt sich gut lesen, ist humorvoll geschrieben und mir gefallen einige sehr gute Metaphern "Man kann sein Spiegelbild nicht in fließendem Wasser erkennen, nur in ruhendem" (252) mit Bezug auf das ewige Gerenne, das TamTam, anstatt innezuhalten, zur Ruhe zu kommen. Aus meiner Warte ist es in dem Sinne keine Weltliteratur. Was gut gefällt, ist die Beschreibung der Länder, ihrer Geschichte, Kulturen, Traditionen und Eigenarten. Jemand, der noch nie in Indonesien/Indien war, lernt eine Menge dazu und kann sich die Begegebenheiten vor Ort gut plastisch vorstellen. Behandelte Themen sind Beziehungen, Lebensdramen, Reisen (äußere und das zu einem selbst), Gefängnisse, die wir uns selbst errichten mit Gedanken (für die wir uns jeden Tag wieder neu entscheiden wie für die Kleidung, die wir anziehen/262)  oder Worten anderen gegenüber, Spiritualität, Heilen, transzendentale/religiöse Erfahrungen,  Liebe, Reifen usw. 

Man nimmt der Autorin ab, was sie da schreibt, auch wenn das Gesagte zwischendurch auch mal wie ein "Märchen" anmutet, auch das Ende so alla "Pretty Woman" eben und man sich als Leser nicht vorstellen kann, wie das funktionieren soll,  finanziell und emotional, eine Beziehung zwischen VIER Kontinenten. Manchmal wird man auch einen Selbsthilferatgeber erinnert: "Sein ganzes Elend loszuwerden, heißt, sich selbst aus dem Weg zu schaffen. Man hört auf, ein Hindernis zu sein, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere" (378). Natürlich ist die Botschaft genauso wenig unbekannt wie  wahr. In dem Moment, in dem man aufhört, sich selbst zu bemitleiden, als ständiges Opfer zu sehen und auch wieder auf andere zugeht, wird es auch für die Umwelt leichter, Protagonisten und den Umgang mit der Situation zu handeln.

Yoga und Meditieren ist  weit verbreitet. Ich selbst würde gern mal für ein paar Wochen im Kloster leben oder auch nach Indien reisen. Es fehlt der letzte Kick, das sich aufraffen. Es ist ein Buch, das man liest, um mal wieder ans Nachdenken zu kommen und sich an das zu erinnern, was man sich eigentlich schon vor längerem vorgenommen hatte, um innezuhalten und zu reisen. Einfach mal aufbrechen...