Rezension

Letzte Spur Berlin

Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte -

Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte
von Julia Blesken

Bewertet mit 4 Sternen

Katja hat Ärger mit einem ihrer Papas und flüchtet runter auf die Straße, wo sie zufällig auf Zeck, Fridi, Mustafa, Polina und Jennifer trifft. Und irgendwie auch Jennifers Opa, dessen Asche sie in einer Tüte herumträgt. Sie möchte ihm unbedingt seinen letzten Wunsch erfüllen und seine Asche in seinem Kleingarten in KoloMoro verstreuen. Nur leider hat Jennifer keine Ahnung, wie man da hinkommt. Und weil die anderen gerade nichts besseres zu tun haben, begeben sie sich gemeinsam auf diese außergewöhnliche Mission. Doch kann das gut gehen ohne Handys und ohne Geld quer durch die Großstadt?

Ich fand die Idee, dass ein Mädchen seinem Opa den letzten Wunsch erfüllen möchte echt rührend und gleichzeitig sagte mir das Cover, dass es sich hierbei um ein besonderes Abenteuer handeln muss. Und so ist es auch. Leider hat mir der Anfang der Geschichte dann leicht das Lesevergnügen verhagelt, weil die Autorin bei der Auswahl ihrer Kindercharaktere sehr spezielle gewählt, z.B. Musti, als Kind mit türkischem Migrationshintergrund, Katja, als Kind gleichgeschlechtlicher Eltern, Jennifer, als Tochter einer alleinerziehenden, arbeitenden Mutter usw. Und nein, ich habe nichts gegen die wirklich netten Kinder, aber es wirkte mir zu konstruiert. Und obendrein war es gar nicht mal so leicht, sie auseinanderzuhalten.

Ab einem bestimmten Punkt habe ich mir das Hörbuch dazugeholt und das hat dafür gesorgt, dass ich eine viel bessere Vorstellung von allem bekam, da der Sprecher eben jedem Kind seine eigene Stimme gegeben hat. Noch dazu teilweise in echtem Berliner Dialekt, was dann sehr authentisch rüberkam. Auch Musti, ich schwör, war total lustig, wenn auch hier wieder ein bisschen überspitzt das Klischee durchkommt.

Die Kinder stoßen bei ihrer Suche nach dem Standort von Kolomoro jedenfalls auf jede Menge Probleme, große wie kleine. Auch treffen sie verschiedenste Personen von der Bettlerin bis zur männlichen Verkäuferin in einem Second-Hand-Klamottenladen. So bunt wie Berlin ist auch das Buch, was es ganz liebenswert macht. Ein Problem hatte ich dann wieder damit, dass das für die Stadtkinder immer wie Neuland gewirkt hat. Aus so manch gefährlicher Situation werden sie ganz unverhofft von magisch auftauchenden Tierchen gerettet.

Es ist vor allem ein tolles Buch, weil man fühlt, wie die Gruppe zusammenwächst, wie sie sich gegenseitig aufrichten, trösten, Mut zusprechen und ermuntern. Am Ende ist es fast traurig, dass die Geschichte schon vorbei ist und das war dann der Moment, wo ich die Kritik vom Anfang als nicht so wichtig angesehen habe.

Fazit: Wer sich am Anfang durchbeißt erlebt ein witziges, herzerwärmendes Abenteuer von sechs tollen Kindern auf einem Roadtrip durch Berlin, ich schwör! 4 Sterne

PS: Dem Hörbuch würde ich schon allein wegen des echt tollen Sprechers 5 Sterne geben.