Rezension

Liebe, Lust und Sehnsucht in Berlin

Metrofolklore - Patricia Hempel

Metrofolklore
von Patricia Hempel

Patricia Hempels Debütroman “Metrofolklore” handelt von einer Frau, die sich nicht nur zwischen dem Archäologiestudium, einem manchmal durchaus skurrilen WG-Leben, vielen Drogen und noch mehr Fettnäpfchen bewegt, sondern zudem beinahe vor Begehren nach der wunderschönen, aber leider hetereosexuellen Kommilitonin Helene vergeht, während sie selbst in ihrer Beziehung mit Anika allerlei Probleme bewältigen muss. Dabei ist sie noch zynisch und abgeklärt witzig und nimmt sich selbst - sowie auch das Genre, dem sich der Roman zuordnen lässt - nicht ganz ernst, nein, sogar auf amüsante Art und Weise aufs Korn.

“Metrofolklore” ist ein Pop-Roman und vergnügt in seiner scheinbaren Belanglosigkeit. Er verbindet Ovids “Ars amatoria” mit lesbischer Liebe, vielen, vielen sexuellen Fantasien, Drogen, Verzweiflung, Gedichten, Youporn-Video-Überschriften, dem Berliner Campus und dazugehörigen Mensa-Begegnungen sowie scharfzüngigen Beobachtungen menschlichen Verhaltens und dekonstruiert sogleich all das wieder in seiner derben wie geistreichen Sprache.

Ich habe diesen Roman innerhalb von zwei Tagen verschlungen und mich dabei sehr gut unterhalten, aber auch verwirrt und wiederum abgeholt gefühlt, obwohl die Protagonistin mir mit ihrem Lebensstil so fremd ist, wie sie eben nur sein könnte. Nichtsdestotrotz war das Ensemble an Figuren, zum Großteil eine Persiflage überholter und viel zu oft benutzter Klischees, perfekt für diesen kurzen Roman, der zwar nur ein kurzer Einblick, irgendwie aber auch mehr zu sein scheint. Gegen Ende wird es auch mal ein wenig ernster, aber es bleibt ein kurzweiliger Roman. Patricia Hempel schreibt, wie ich es gern könnte, und ich glaube, genau damit macht sie sich in dieser Geschichte auch über mich lustig - und lässt sie mich damit nur noch mehr mögen.