Rezension

Macht der Schönheit

The Belles 1: Schönheit regiert - Dhonielle Clayton

The Belles 1: Schönheit regiert
von Dhonielle Clayton

Bewertet mit 4 Sternen

Einst verliebte sich der Gott des Himmels in die Göttin Schönheit. Sie zeugten die Kinder Orleans. Die Göttin Schönheit liebte ihre Kinder über alles und verbrachte sehr viel Zeit mit ihnen. Der Gott des Himmels wurde eifersüchtig und als sie sich weigerte zu ihm zurück zukehren, schickte er Regen, Blitz und Wind, um die Kinder Orleans zu töten. Doch die Göttin bewahrte sie vor diesem Unheil, worauf er ihre Kinder zu Hässlichkeit und unendlicher Traurigkeit, die leicht in Wahnsinn umschlagen kann, verfluchte. Als letzte Rettung schickte die Göttin ihren Kindern die sogenannten Belles, welche ihnen ihre Schönheit zurückbringen konnten.

Camelia ist eine solche Belle. Ihr Leben lang wurde sie dazu ausgebildet Menschen die Schönheit zu schenken. Dazu nutzen die Belles eine spezielle Macht, das Arkana, um Veränderungen am Körper, Charakter oder Auftreten vorzunehmen. Im Prinzip können sie alles modifizieren, vom Inneren bis zum Äußeren und das beliebig oft. Man kann von jetzt auf gleich ein komplett anderer Mensch werden. Dabei müssen sie sich allerdings bestimmten Regeln unterwerfen, welche die Schönheitsministerin, der Modeminister und das Königshaus aufstellen. Dazu gehört beispielsweise das Verbot tierische Merkmale wie Federn oder Schuppen anzuwenden. Manche Regeln klingen vernünftig, andere sind absolut absurd. Das wichtigste für jeden Menschen in Orleans ist die Schönheit, dafür geben sie alles. Die Behandlung einer Belle ist allerdings vergänglich, nach ungefähr einem Monat verblasst das gewünschte Aussehen wieder, so dass ein erneuter Besuch bei ihr notwendig ist. Natürlich ist eine solche Modifikation nicht kostenlos, sondern im Gegenteil sehr teuer je nachdem was und in welchem Umfang gemacht werden soll.

In jeder Generation von Belles wird eine Favoritin erwählt, die dann am Hof lebt und für die Schönheit der Königsfamilie und der Höflinge zuständig ist. Alle anderen werden auf Teehäuser verteilt, wo sie das gemeine Volk verschönern. Camelias Ziel war es schon immer  die Favoritin zu werden. Alles andere ist nicht denkbar und bedeutet zu versagen. 

Anfangs möchte Camelia besonders die Königsfamilie mit ihren Fähigkeiten beeindrucken und sie überzeugen, dass sie die Beste ist. Dabei ist sie bereit, die Regeln zu beugen und wirkt eigentlich ein wenig unsympathisch. Das ändert sich jedoch im Verlauf, nachdem sie bemerkt, dass in ihrer Welt nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Schnell wird ihr klar, dass sowohl am Hof als auch in den Teehäusern nicht alles so ist, wie sie es gelernt und dementsprechend immer geglaubt hat. Nach und nach deckt sie Geheimnisse auf, die für sie und ihre Schwestern gefährlich werden können. Sie muss sich also entscheiden, ob sie die Tradition der Belles fortführen will oder ob sie ihr Leben aufs Spiel setzt, um das Leben der Menschen zu verändern. 

Neben Camelia lernt man auch ihre Schwestern und somit die anderen Belles kennen. Einige bleiben recht blass und bilden eher Nebencharaktere, aber ihre größte Konkurrentin und beste Freundin Ambra sowie die rebellischste der Belles, Edelweiß, schließt man direkt in sein Herz und hofft in den folgenden Teilen noch bedeutend mehr über sie zu erfahren. Größte Antagonistin in diesem Buch ist definitiv Prinzessin Sophia, die dermaßen unsympathisch und gemein ist. Es ist unglaublich, was sie sich alles erlauben kann, obwohl sie natürlich Teil der Königsfamilie ist. Für sie scheinen wirklich keine Regeln zu gelten.

Besonders faszinierend empfand ich das Ritual der Schönheitsbehandlungen. Die Belles nutzen dafür das oben genannte Arkana, Pulver, Cremes, Salben und allerlei andere Zutaten. Trotzdem wirkt  das alles einfach wie Zauberei auf mich. 

Es ist ein Mix aus Dystopie, Fantasy, ein bisschen altertümlich, aber dennoch modern. Es ist eine Welt, die von einer Monarchie beherrscht wird, die überwacht wird von Medienballons, die Aufzeichnungen von Bild und Ton machen oder auch ausstrahlen. Oberflächlichkeiten wie Schönheit, Ausstrahlung, Extravaganz, die Wirkung nach außen und auf andere beeinflussen und beschränken das Leben der Kinder von Orleans. 

Erschreckend in diesem Zusammenhang ist auch wie die Belles behandelt werden. Man muss bedenken, dass sie die einzigen sind, die das triste und verwelkte Aussehen der vom Gott des Himmels verfluchten Menschen, zum Positiven verändern, die all ihre Wünsche erfüllen können und somit eigentlich das wichtigste Gut im Land sind. Dennoch werden sie unter harten Bedingungen ausgebildet, verlassen bis zum Tag ihrer großen Prüfung niemals die Heimat. Ihnen wird ein Leben in Ruhm und Glanz versprochen und dennoch interessieren ihre Meinung und ihre Wünsche oder was sie eben nicht wollen letztendlich niemanden. Sie leben oberflächlich gesehen sehr privilegiert, sind aber dennoch nur Sklaven der Gesellschaft.

Das Buch ist auch eine Art Gesellschaftskritik an unserer heutigen Zeit und ihren Schönheitsidealen. Im Zeitalter von Fernsehen und Internet wird ein genaues Bild gezeichnet, was schön ist und was nicht. Photoshop und Co. erschaffen eine Erwartungshaltung, die schwer zu erfüllen ist und geben besonders auch jungen Menschen ein Gefühl der Unzulänglichkeit. 

Der erste Band von "The Belles" gipfelt in einem spannenden Finale, das viele Fragen offen lässt und auf jeden Fall Lust auf mehr macht. Ich freue mich auf die Fortsetzung und bin schon ganz gespannt wie es mit dieser Geschichte weiter geht!