Rezension

Märchenhafte Erzählung über zwei Jungs während den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, die sehr an der Oberfläche bleibt.

Ein Mädchen nicht von dieser Welt - Aharon Appelfeld

Ein Mädchen nicht von dieser Welt
von Aharon Appelfeld

Der 2018 verstorbene Schriftsteller Aharon Appelfeld wird heutzutage zu den bedeutendsten Autoren Israels gezählt. In unzähligen Werken berichtet er über die Judenverfolgung und seine eigene Vergangenheit im Krieg. Der für Kinder bedachte Roman "Ein Mädchen nicht von dieser Welt" erzählt die Geschichte zweier Jungen, die von ihren Müttern in den Wald geschickt wurden, um sich vor den Gefahren des Ghettos zu schützen. Welche Eindrücke ich aus der Lektüre gewinnen konnte, erfährst du in der folgenden Rezension. 

 

Durch die biographischen Elemente ist die vorliegende Handlung von großer Authentizität, denn der Autor weiß treffsicher, worüber er da schreibt. Er präsentiert eine kurzweilige, märchenhafte Erzählung für eher jüngere Leser*innen, die richtige und wichtige Werte vermittelt. Appelfeld agnosziert die barmherzige Menschlichkeit, die altruistische Fähigkeit zum Teilen und die christliche Nächstenliebe. 

In sehr reduzierter Sprache ohne rhetorische Verzierungen beschränkt er sich auf die knappe, aber saubere Wiedergabe der inneren und äußeren Handlung. Dies erzielt eine hohe Konzentration auf den tatsächlichen Inhalt; genau diese zurückhaltende, kühle Erzählweise sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Roman keinen bleibenden Eindruck in mir hinterlassen konnte. Ich hätte mir hier mehr Mut gewünscht, diesen vorhersehbaren Pfad zu verlassen und einen eigenen Weg einzuschlagen. 

Adam und Thomas sind zwei leicht zu händelnde, authentische Protagonisten, die glaubwürdige Erwartungen an ihr Leben und Ängsten vor ihrer Zukunft haben, gleichzeitig jedoch merkwürdig substanzlos und austauschbar wirken. Sie handeln genau so, wie man es von ihnen erwarten würde. 

Eine angemessene Einführung der jungen Zielgruppe in den historischen Kontext und die behandelte Kriegsthematik geschieht hier nicht; so bleibt bis zum Schluss die aufkeimende Frage offen, wieso sich die Hauptfiguren und ihre Familien überhaupt in dieser Lage befinden. Immer scheint sich eine stets unpräzise bleibende Bedrohung anzunähern, wodurch die Furcht, die zugezogenen Verletzungen, die Hoffnungen der auftretenden Menschen nicht ausreichend legitimiert werden.

Zunehmend verstrickt sich der Autor in deutlich christlich geprägten, oftmals repetitiven Denkansätzen und der märchenhaft-skurrilen Fertigstellung der Handlung, die der Glaubwürdigkeit entbehren. "Ein Mädchen nicht von dieser Welt" fühlt sich eher an wie eine zu lang geratene Kurzgeschichte. Den angesetzten Preis von zehn Euro, verglichen mit dem Umfang, den das Buch letztendlich bietet, finde ich dementsprechend etwas zu hoch – daher gibt es von mir heute nur eine beschränkte Leseempfehlung. 

 

"Ein Mädchen nicht von dieser Welt"  
ist eine märchenhafte Erzählung über zwei Jungs während den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, die sehr an der Oberfläche bleibt.

 

 

 

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