Rezension

Mafiakrieg in Sankt Petersburg

Mafia: Finstere Ölgeschäfte
von Monika Grasl

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wie leicht das Leben mit Geld doch war! Es ermöglichte so viel und konnte genauso viel zerstören...“

 

Wir schreiben das Jahr 1995. In Sankt Petersburg arbeitet Aleksay als Polizist. Er hat es vor allem auf Drogendealer abgesehen. Keiner weiß, dass er zu einer Familie gehört, die zum Mafia-Imperium gehört. Er hat mit ihr allerdings gebrochen. Einen ersten Anschlag hat er schon überlebt.

Kiril Morosow möchte eine Ölpipeline gen Westen bauen. Doch das Geschäft ist in festen Händen von Illja Andrejew und der örtlichen Mafia. Also versucht er es mit Erpressung.

In der Newa wird eine Ölfass mit einer zerstückelten Leiche gefunden.

Die Autorin hat ein fesselndes und abwechslungsreiches Buch geschrieben. Die wenigen Sätze des Anfangs meiner Rezension sind der Beginn der wesentlichen Handlungsstränge.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das sind zum einen Aleksay, der seinen eigenen Weg geht und mit Drohungen der Mafia-Szene leben muss. Illja ist der momentane Leiter der örtlichen Mafia. Im Gegensatz zu anderen ist er der Meinung, man solle Aleksay in Ruhe lassen. Trotz aller Schattenseiten seines Wesens verfügt Illja über einen logischen Verstand und ein strategisches Denkvermögen. Das macht es für seinen Gegner, der mehr auf Gewalt setzt, nicht einfach.

Der Schriftstil der Autorin ist sehr ausgewogen. Ihre besonderen Stärken liegen in gut ausgearbeiteten Dialogen, die schnell auf den Punkt kommen und die Handlung voranbringen. Ich denke dabei insbesondere an das Gespräch zwischen Daniil und Aleksay. Hier klärt Aleksay seinen Partner über seinen familiären Hintergrund auf. Ganz anders verlaufen die Dialoge zwischen Aleksay und Illja bzw. Petja und Illja. Im ersten spüre ich als Leser, wie gemeinsame Kindheitserlebnisse nachwirken und kleine Gesten nach wie vor verstanden werden. Im zweiten schwingt eine geheimnisvolles Hintergrundwissen über eine mögliche zukünftige Entwicklung mit. Verrat und Rache sorgen für eine Erhöhung der Spannung. Sehr genau werden die Emotionen der Protagonisten herausgearbeitet. Aleksays tiefe Betroffenheit beim Tod des Onkels, seine Angst um Petja, seinen Freund, aber auch Kirils Habgier und Berechenbarkeit sind Beispiele dafür. Dazu gehört auch die sachliche und unaufgeregte Reaktion von Aleksays Chef auf dessen Bekenntnis. Obiges Zitat stammt von Kiril.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat auch beigetragen, dass der Großteil der Protagonisten nicht schwarz oder weiß gemalt war, sondern sich eher durch Vielschichtigkeit ausgezeichnet hat.