Rezension

Margarethe Luther - die Mutter des Reformators

Die Mutter des Satans - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Die Mutter des Satans
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

~~Während Margarethe dem Maler Lucas Cranach für ein Gemälde Modell sitzt, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und rekapitulieren über ihre Ehe, ihren Glauben und ihre Kinder, allen voran ihren Sohn Martin. Margarethe Luther, geborene Lindemann aus Eisenach, stammte aus gehobenem Elternhaus, denn ihr Vater gehörte als Jurist dem Rat an. Als sie 1480 mit dem Bergbauern Hans Luder unter ihrem Stand die Ehe eingeht und mit ihm nach Mansfeld zieht, erwartet sie dort ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Nicht nur ist ihr Ehemann ein hart arbeitender Hüttenmeister, er führt auch im Hause Luther ein eisernes Regiment und ist gegenüber seiner Frau hart und unerbittlich, was in der damaligen Zeit wohl als normal galt. Margarethe ist sehr mit ihrem Glauben verbunden und findet immer wieder Trost in ihrem Gebet, hält sie doch ihr hartes Leben für ihr Schicksal. Sie muss über die Jahre viele Rückschläge einstecken, von ihren vielen Kindern hat sie einige früh zu Grabe tragen müssen. Aber ihr absoluter Liebling ist und bleibt ihr Sohn Martin, der sich erst einem Jurastudium verschrieb, um dann festzustellen, dass ihm die Kirche doch mehr am Herzen liegt und so zum Mönch wurde, weshalb er sich mit seinem Vater überwarf. Aber Margarethe hielt ständig weiterhin heimlich den Kontakt zu ihrem Sohn. Als Martin erst die Reformation der Kirche ausruft und dann die Pest ausbrach, muss er als Sündenbock für die Plage herhalten. Doch Margarethe kämpft für ihren Sohn, obwohl sie als seine Mutter großen Anfeindungen ausgesetzt ist und nicht alle Ansichten ihres Sohnes teilt.
Die Autorinnen Claudia und Nadja Beinert haben mit ihrem Buch „Die Mutter des Satans“ einen sehr gut recherchierten historischen Roman vorgelegt, der viel Hintergrundwissen über die Mutter des Reformators Martin Luther bietet und trotz fiktiver Einschlüsse fast wie eine Autobiographie wirkt und eine Frau auferstehen lässt, über die man doch so wenig weiß. Der Schreibstil ist flüssig und schnell findet sich der Leser in einer düsteren vergangenen Zeit wieder, wo die Pest umging, der Aberglaube seinen Höhepunkt hatte und die Frau dem Manne untertan war, sich um Haushalt und die Kindern kümmern musste. Sehr gelungen sind die Verflechtung von belegten Tatsachen der Familie Luther mit dem täglichen mittelalterlichen Leben, den gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen und dem Standesdenken sowie der Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die Handlung wird aus der Sicht von Margarethe erzählt und hat Einschübe, wo auch der Maler Lucas Cranach zu Wort kommt, der mit der Familie Luther bekannt war, diese handeln aber mehr von seiner Malerei.
Die Charaktere sind sehr lebendig gehalten und wirken absolut authentisch. Margarethe als Erzählerin ist eine gerechte und sehr gläubige Frau. Sie stammt zwar aus einem wohlhabenden Elternhaus, folgt nach ihrer wenig standesgemäßen Heirat aber ihrem Mann in eine Stadt, in der sie sich nie wohlfühlt. Der harte Arbeitsalltag und die vielen Geburten, dazu die Strenge ihres Ehemannes machen aus ihr eine eher nüchterne und gebeugte Frau. Einzig, wenn es um ihre Kinder und besonders um ihren Sohn Martin geht, hat man das Gefühl, als breche die Leidenschaft ein wenig aus ihr hervor. Ehemann Hans ist ein harter und oft unbeherrschter Mann, der Frauen für minderwertig hält, nur für den Haushalt und das Gebären brauchbar. Er ist ehrgeizig und extrem sparsam, doch es gibt Momente, wo er auch eine fast schon liebevolle Seite hat, die sonst nicht zu erkennen ist. Martin hat seinen eigenen Kopf und setzt sich über seinen Vater hinweg. Er ist überzeugend und leidenschaftlich in seinem Tun, die Beziehung zu seiner Mutter ist immer innig und von Liebe geprägt. Auch die Nebenprotagonisten wurden für diesen Roman sehr schön ausgewählt und mit Leben gefüllt.
„Die Mutter des Satans“ ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman mit autobiographischen Zügen, der Margarethe Luther eine Stimme verleiht und dem Leser die Mutter des weltberühmten Reformators Martin Luther näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich gelungenes Buch!