Rezension

Mauern und Träume *****

Die Zeit der Hoffnung -

Die Zeit der Hoffnung
von Bettina Pecha

Bewertet mit 5 Sternen

Katharina, die „schuldig Geschiedene“, kann endlich Moritz heiraten. Zum neuen Glück kommt auch noch Nachwuchs dazu und Katharina ist voller Freude, obwohl das im Jahre 1960 das Aus ihrer Berufslaufbahn als Schneiderin und Modellzeichnerin bedeutet. Während eines einjährigen Berlinaufenthaltes lernt sie zwei neue Freundinnen kennen und die gravierenden Unterschiede zwischen Ost und West, insbesondere als die Mauer mitten in der Stadt hochgezogen wird und so manchen Traum zerschlägt.

Ein gut überlegter Prolog als Einstieg, ein flüssig und angenehm zu lesender Schreibstil, so fesselt Autorin Bettina Pecha ihre Leser auch diesmal wieder an ein wunderbares Buch. Katharinas Scheidung, Lisas uneheliches Kind, zwei liebenswerte Freundinnen aus Berlin – wie meistern die unterschiedlichen Frauen ihr Leben und ihr ganz persönliches Schicksal in einer Zeit, welche Mauern baut statt Brücken? Birgt der Osten mit seiner Politik gar Vorteile für unverheiratete Mütter, welche nicht den unfassbaren Diskriminierungen ausgesetzt sind wie jene im Westen? Trotz Wirtschaftswunders nach dem Krieg haben Frauen nicht viel zu sagen und brauchen einiges an Energie, wenn sie sich nicht den gesellschaftlichen Konventionen beugen wollen. Anschaulich und sehr realistisch schildert Pecha den Alltag von berufstätigen Männern und emsigen Hausfrauen, aber damit kann sich Katharina, wie schon bisher, schwer anfreunden. Ob das geliebte Kind an ihrer Einstellung etwas ändern wird?

Spannende und berührende Szenen lässt die Autorin lebendig werden, rasch taucht der Leser ein in Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind, aber doch so unglaublich anders als heute. Umfassende Recherchen und ausführliche Gespräche mit Zeitzeugen sorgen für ein authentisches Bild der ausklingenden 1950er- und beginnenden 1960er-Jahre mit bestens charakterisierten Figuren, die man sich lebhaft vorstellen kann. Auch diesmal kann Bettina Pecha überzeugen mit einer Geschichte, welche reale Gegebenheiten als Grundlage verwendet und gekonnt mit fiktiven Elementen verknüpft.

Ich hatte jedenfalls eine ebenso vergnügliche wie informative Lesezeit und empfehle diesen zweiten Teil rund um Katharina sehr gerne weiter, am besten noch mit der „Straße des Glücks“ vorneweg!