Rezension

Mehr cosy als crime ...

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein -

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
von Emily Winston

Bewertet mit 4 Sternen

Penelope St. James verschlägt es von London nach Shaftesbury, wo sie eine Partnervermittlungsagentur gründen soll. Schwierigkeiten machen nicht nur das fehlende Internet und der kaum vorhandene Handy-Empfang, sondern auch die schrulligen Dorfbewohner und die Tiere, von denen sie plötzlich umgeben ist, die sie aber überhaupt nicht mag. Nicht nur, dass im Bett des Cottages, das sie gemietet hat, eine Frau gestorben ist, was die Vermieter ihr jedoch verschwiegen haben - es gibt auch eine weitere Tote und eine Verletzte. Penelope glaubt nicht daran, dass es sich um Unfälle handelte ...

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Erwartet habe ich einen typischen cosy crime. Bekommen habe ich eindeutig mehr cosy als crime ...

Cover und Klappentext sind unterm Strich etwas irreführend - den Mordclub suchte ich vergeblich, Penelope sieht keineswegs mit an, wie diese Frau überfahren wird, sondern findet sie lediglich, sie ermittelt nicht wirklich, erst recht nicht gemeinsam mit Sam, das Geheimnis ist auch wahrlich nicht wirklich düster, wie der Klappentext meint ...

Die Geschichte lebt v.a. vom flüssigen Schreibstil der Autorin, der sich angenehm lesen lässt, von liebenswerten Figuren, der Atmosphäre, sowie von ihrem Humor. Im Mittelpunkt stehen eindeutig Penelope und Sam und ihre Gefühle füreinander sowie die Dorfbewohner und das Zusammenleben. Alltägliche Dinge. Crime gibt es nur am Rande; im Grunde genommen nur auf den letzten 40-50 Seiten. Erst und nur dort erfährt man den Zusammenhang zwischen beiden Toten und der Verletzten und die Person des Täters. Hier und da wird es zwar auch zuvor kurz etwas spannend - aber das war es dann auch schon wieder. Die Person des Täters mir auch zu voraussehbar. Wirkliche Ermittlungsarbeit, Verdächtige, Motive, Spannung, Miträtseln ... das sucht man hier vergeblich.

Zwei Dinge sind mir besonders aufgefallen: eine Figur spielt die Hauptrolle in einer Serie und ist "der Arzt, dem die Frauen vertrauen". -Das erinnerte mich, zumal es sich um eine deutsche Autorin hinter diesem Pseudonym handelt, seeeehr an "Dr. Stefan Frank - der Arzt, dem die Frauen vertrauen", eine Serie, die im deutschen Fernsehen vor knapp 30 Jahren erstmals ausgestrahlt wurde.

Und: Penelope St. James weist extrem viele und extrem starke Parallelen zu Agatha Raisin auf ... unterm Strich hatte ich oft das Gefühl, einen Agatha-Raisin-Band zu lesen. Einer der ganz wenigen Unterschiede ist etwa der, dass Agatha Katzen hat, Haustiere in Penelopes Fall jedenfalls bisher unvorstellbar wären, weil sie diese wirklich so gar nicht mag. Mir fehlten neue, eigene Ideen der Autorin.

Weil Figuren, Atmosphäre und Humor ganz nett waren und mir die Agatha Raisin-Reihe mittlerweile nicht mehr ganz so gut gefällt, werde ich wohl den zweiten Shaftesbury-Band im Frühsommer lesen. Ich bin gespannt, denn es ist ja noch Luft nach oben vorhanden. Es bleibt abzuwarten, wie die Reihe sich entwickeln wird.

Fazit: Wer leichte Unterhaltung, eine zarte Liebesgeschichte, liebenswerte Figuren, englisches Dorfleben, Atmosphäre und Humor mag, damit leben kann, dass das cosy-Element das crime-Element deutlich überwiegt und nicht mit falschen bzw. zu hohen Erwartungen an die Lektüre geht, der wird dieses Buch sicher mögen.