Rezension

Mein 3. Fall mit Nero Wolfe

Der rote Stier
von Rex Stout

Irgendwie ziehe ich Bücher mit schrägen Paaren an, denn anders könnte ich den Detektiv und Orchideenzüchter Nero Wolfe und seinen Assistenten Archie Goodwin nicht bezeichnen. Doch gerade ihr miteinander sorgten dafür das ich mich auch zum 3. Mal in ihrer Welt verlor und mit Spannung verfolgte, wie ein Fall gelöst wurde. 

Auch wenn ich das Buch als den 3. Band bezeichne, so ist dieser es nicht. Eigentlich ist er der 6. Band einer 33-bändigen Reihe, wobei die beiden bereits gelesen Bücher des Autors noch ein Stück weiter oben in der Reihe liegen. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn man wenigstens mit dem ersten Band begonnen hätte um einen guten Einstieg in die Geschichte zu gewährleisten. Trotzdem schätze ich es, das man diese, doch in die Jahre gekommene, Serie wieder hervorgeholt hat, denn der Charme dermaligen Zeit im Buch ist ergreifend und faszinierend.

Der diesmalige Fall führte mich raus aus New York, wobei dies für Nero Wolfe natürlich eine absolute Ausnahme war, da der äußerst kräftige Detektiv seine eigenen Räume sehr zu schätzen weiß. Doch für eine Orchideenausstellung müht auch er sich aus den eigenen 4 Wänden, da die Präsentation seiner Pflanzen, für ihn eine Sache von Ehre darstellt. Hier begann dann auch die Story, bei welcher mir der Einstieg deutlich besser gelang, als bei „Es klingelt an der Tür“. Der Grund war, das ich im vorherigen Buch gleich am Anfang, mit all zu vielen fremden Personen überschüttet wurde, die ich im späteren Verlauf einfach nicht zuordnen konnte. Daher war diesmal um einiges angenehmer, neue Charaktere kennenzulernen, die auch Nero und Archie noch nicht kannten.

Die Gestaltung dieser war übrigens sehr bildlich, was an den hervorragenden Beschreibungen lag. Ein besonderes Augenmerk möchte ich dabei auf die stets sehr kuriosen Persönlichkeiten legen, die weit ab vom Standard waren und zu überraschen wussten. So auch diesmal. Farmer, die um einen teuren Stier stritten, verfeindete Nachbarn, wobei dies nur von einer Seite ausging und verzwickte Liebschaften sorgten für eine Menge Unterhaltung trotz der Ermittlungen. Diese erwiesen sich auch als sehr lehrreich, da z. B. die Regeln zur Bewertung der Tiere aufgezeigt wurden. 

Insgesamt war der Fall sehr spannend und abwechslungsreich. Das dieser Krimi zu einer anderen Zeit geschrieben wurde, merkt man ihm trotzdem stark an, da z. B. die Meinungen über Frauen noch sehr verhalten waren und die Ermittlung ohne technische Gerätschaften aus kommen musste. Aber genau dies ist es, was ich an solchen Krimis mag. Nichts mit Internetrecherche und Fingerabdruckscanner, nein, hier musste das Duo noch mit dem Kopf ran, was zu weilen erstaunliche Ergebnisse hervorbrachte. Auch ein wenig anders, sind Neros Ermittlungsansätze, welche stark auf den Dickschädel des Detektivs bauen. Dieser setzt nämlich sehr gerne seine Meinung durch, was ihm zu einer doch sehr schwierigen Figur macht. Archie ist dabei genau das Gegenteil, da dieser sehr gewitzt ist und dazu auch noch sehr anziehend auf Frauen wirkt. Als Partner funktionieren jedoch, zumal Archie stets die Laufarbeiten erledigt. 

Der Schreibstil des Buches ist übrigens erstaunlich leicht, was besonders daran liegt, das wir das Buch aus der Sicht von Archie erleben. Dieser hat eine sehr freundliche Art, die es mir leichter machte in Wolfes Welt einzutauchen. Auch der Gebrauch von Fremdworten ist auf das Mindeste reduziert, sodass einem flüssigen Leseverlauf nichts im Wege stand. Mir persönlich gefällt die Reihe sehr, weswegen ich hoffe das noch weitere Neuauflagen der Bücher erfolgen.

Mein Fazit

Auch diesmal konnte Nero Wolfe einen komplizierten Fall lösen und das sehr zu meiner Freude. Ich verlor mich in der spielenden Zeit, welche so nah und doch so fern wirkte und konnte es kaum erwarten, wie der Fall ausgehen würde. Trotzdem sollte man für Nero Wolfe starke Nerven haben, da dieser Detektiv eher für sein Können berühmt ist, als für seinen Charme.