Rezension

Mit Schwächen, aber macht Lust auf mehr

Die Karte der Welt - Royce Buckingham

Die Karte der Welt
von Royce Buckingham

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Königreich Abrogan wird im Norden durch den Schleier begrenzt. Noch niemand, der ihn durchschritten hat, ist je zurückgekehrt. Als der junge Schweinehirte Wex wegen seines Zeichentalents aufgefordert wird, bei der Vermessung der Grenze zu helfen, freut er sich, sein ärmliches Dorf zu verlassen. Doch dann stellt sich heraus, dass er mit seinen Strichen auf der Landkarte den Schleier zurückdrängt. Dahinter wartet ein Land voller Abenteuer, neuer Gefährten – und ein alter, von Rachegedanken zerfressener Feind.

Ich habe eine Weile gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden, wenn ich ehrlich bin. Das Problem ist: Einerseits ist es mal wieder das gefühlt 10000 mal gehabte Setting vom armen (in diesem Falle Halb-)Waisen und Bauernjungen (in diesem Fall Schweinehirten), der eine besondere Gabe hat und darum dazu auserwählt wird, auf eine Expedition mit einem Haufen viel erfahrenerer und klügerer Gefährten zu gehen, wobei er sich natürlich als moralisch einwandfrei und besonders toll herausstellt.
Andererseits gibt es doch einige Details, die zum Glück erfrischend anders sind.

So ist Wex, der Protagonist, immerhin 17 Jahre alt und damit fast erwachsen. Er ist auch kein klischeehafter Außerwählter, sondern ist mit seinem Leben eigentlich zufrieden (wenn nicht gelegentlich ein paar Leute wären, die ihn hassen, wäre sein Leben perfekt) und mit nichts Höherem beschäftigt, als in seiner Freizeit die Berge zu malen und die örtliche Adelige anzuhimmeln. Vor allem aber soll er die Welt gar nicht retten, sondern lediglich bei ihrer Kartographierung behilflich sein.
Auch seine Gefährten sind nicht der heere Haufen, den man sich sonst vorstellt. Ein Zauberer, dessen Magie alles andere als gandalflike beeindruckend ist, ein paar Soldaten die nicht bei Wex' Anblick in Jubel ausbrechen und gleich mehrere Mädchen.
Außerdem handelt es sich bei der Romanwelt mal um eine Welt, die nicht lediglich ein Abklatsch von Mittelerde ist. Die Idee mit dem Schleier fand ich originell und mal anders, ebenso wie Wex' Begabung mal nicht das ist, was man sonst zu sehen bekommt. Im Großen und Ganzen mochte ich die Völker und Wesen von Abrogan.

Zu Beginn des Romans hatte ich aber das Gefühl, dass der Autor sich nicht entscheiden konnte, ob er ein Jugend- oder ein Erwachsenenbuch schreiben wollte. Das merkt man an der, anfangs etwas ungewohnten, Mischung aus recht brutalen Szenen und dafür einer verschämten Andeutung zu sexuellen Dingen. Im Laufe des Romans balanciert sich der Schreibstil aber zunehmend aus. Störend waren für mich am Ende nur noch die Infodumps, die man als Monologe von Pinch kaschiert hat.

Insgesamt gebe ich aber dennoch eine Leseempfehlung aus, finde es aber schade, dass es ein Einzelband ist. Ich hatte das Gefühl, als hätte der Autor sich erst warmgeschrieben und als müsste nach dem ersten Band eine fühlbare Steigerung fühlbar sein. Nur leider geht es nicht weiter.
Wobei... Das Buch ist von 2013, vielleicht kommt ja noch was?