Rezension

Mochte es so gerne

Kein guter Mann -

Kein guter Mann
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 5 Sternen

 

Walter scheint auf den ersten Blick ein desillusionierter, griesgrämiger Zeitgenosse zu sein. Er ist nicht besonders beliebt, weil er sagt, was er denkt und in seinem Alter auch nicht mehr gewillt ist es jedem recht zu machen. Sein Standardspruch wenn man ihm etwas vorwerfen möchte ist „ Nicht meine Schuld“, was seine Beliebtheitswerte nicht gerade nach oben treibt.

Walter lebt alleine ein recht einsames Leben, nachdem er sich mit seiner Familie entzweit hat. Alleine zu seiner Tochter Sandra hat er noch hin und wieder Kontakt. Da er aber ihren Freund Uwe absolut nicht billigt, ist auch dieses Verhältnis schwierig.

Als Briefträger arbeitet er zuverlässig und korrekt aber wenn man ihn ärgert und das passiert gleich zu Beginn des Buches, dann wehrt er sich auch, was wieder neuen Ärger heraufbeschwört.

Seine Chefin möchte ihn nur zu gerne in den Vorruhestand schicken. Doch das kann Walter sich nicht leisten und so findet man einen halbherzigen Kompromiss. Walter wird in die Christkindfiliale der Post nach Engelskirchen versetzt und soll dort die Post der Kinder, die dort zur Weihnachtszeit gleich waschkörbeweise eintrifft empathisch und freundlich beantworten. Wenn es für diesen Job eine Fehlbesetzung gibt , dann ist es Walter, aber zum Glück gibt es ja auch Vordrucke. Daran hält sich der strafversetzte Postler auch, bis ihm der Brief von Ben erreicht, der ihn anrührt , weil er erstens an Gott persönlich gerichtet ist und zweitens keine ellenlange Einkaufsliste enthält. Ben wünscht sich, dass bei ihm zu Hause mal ein Klempner vorbeischaut. An dieser Stelle widersetzt sich Walter seiner Dienstanweisung und beginnt mit dem kleinen Ben eine Korrespondenz, die auch ihn verändert.

 

Dieses Buch wollte ich eigentlich in der Weihnachtszeit gelesen haben und da passt es auch wunderbar. Jetzt im Januar habe ich es geschafft und in Rekordzeit weggelesen. Was für eine tolle Geschichte! Am Ende gab es sogar ein paar Tränchen. Damit hatte ich nicht gerechnet.

 

Natürlich erfährt man nach und nach, wie Walter zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist. Das ist sehr erschütternd und keineswegs kitschig, wie man glauben könnte. Walter’s Schicksal hat mich ganz schön mitgenommen, weil er natürlich gar kein so übler Typ ist, ganz im Gegenteil. Man schließt ihn als Leser*in schnell in sein Herz.

Der Schreibstil des Autors hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Geschichte ist sehr feinfühlig geschrieben und Immer fließt auch ein kleines bisschen schwarzer Humor mit ein. 

 

Große Leseempfehlung!