Rezension

Möge der Bessere gewinnen

Kleine Vogelkunde Ostafrikas - Nicholas Drayson

Kleine Vogelkunde Ostafrikas
von Nicholas Drayson

Bewertet mit 4.5 Sternen

»Mr. Malik und Mr. Khan (im Folgenden Protagonisten genannt), haben sich darauf geeinigt, einen Wettbewerb zu bestreiten. Der Sieger dieses Wettstreits erhält das Privileg, Mrs. Rose Mbikwa (im Folgenden Dame genannt) zu dem am fünfundzwanzigsten November diesen Jahres stattfinden Nairobi-Huntclub-Ball einzuladen. Die Verliererpartei erklärt sich einverstanden, von einer derartigen Einladung Abstand zu nehmen, es sei denn, besagte Dame bescheidet die erste Einladung eindeutig negativ. Beide Parteien erklären sich überdies damit einverstanden, ab sofort bis zum Ende der Wette keinen wie auch immer gearteten Kontakt – weder persönlich, telefonisch oder schriftlich noch durch Dritte oder irgendwelche anderen Mittel – zu oben erwähnter Dame aufzunehmen.«

Mr. Malik und Mr. Khan sind beide nicht mehr die Jüngsten, ebenso wenig ihre Angebetete, Mrs. Rose Mbikwa. Als es um die Frage geht, wer die Dame zum Ball einladen darf, vereinbaren die beiden einen kuriosen Wettstreit: Das Privileg soll derjenige erhalten, der es innerhalb einer Woche schafft, die meisten Vogelarten zu entdecken.

 

Ich muss gestehen, dass ich an dieses Buch keine großen Erwartungen hatte. Liebesgeschichten verirren sich nur selten zu mir und dieses Buch hatte es auch nur deshalb auf meinen SuB geschafft, weil seine Handlung in Kenia spielt und ich mich schon immer für die Tierwelt Afrikas begeistert habe. Was soll ich sagen? Ich wurde sehr angenehm überrascht!

 

Zunächst einmal: Meine Hoffnungen auf schöne Natur- und Tierbeschreibungen wurden voll erfüllt. Der Autor ist zugleich Naturforscher und hat seine Liebe und Kenntnisse hier einfließen lassen. Außer in einem reinen Sachbuch habe ich noch nie eine solch große Anzahl gefiederter Freunde in einem Buch vorgefunden, alle liebevoll und in ihrer ganzen Farbenpracht beschrieben. Und auch was die Natur angeht, gelingt es Nicholas Drayson die schönen Seiten des Landes hervorzuheben ohne die Probleme komplett zu vernachlässigen.

»Die schöne Insel Lamu hatte selbst die Erwartungen von George und David in den Schatten gestellt. Nur ein paar Meter von der Flugzeugtreppe auf dem Flugplatz von Manda Island war ein Spornkiebitz im Sturzflug auf sie zugekommen. Perlbrustschwalben stießen auf das Gras neben der Rollbahn hinab, und als sie zu Fuß zum Ankunftsgebäude liefen, wären sie beinahe über eine Schar Amethystglanzstare gestolpert. Vor dem Gebäude stritt sich zwitschernd ein großer Schwarm Schwarzkopfweber in einer großen Hängebougainvillea, während auf einem Telefondraht zwei dunkle Turteltaubenpärchen mit ihrem typischen Gurren ihr Missfallen kundtaten. Auf der Überfahrt nach Lamu identifizierten sie vom Boot aus sechs verschiedene Möwen- und Seeschwalbenarten und konnten einen Fischadler beobachten, der tief über das Wasser dahinschoss, seine Krallen knapp unter die Wasseroberfläche senkte und einen silbernen Fisch ergriff. Über ihnen zog ein braunweißer Schreiseeadler seine langsamen Kreise.«

 

Tatsächlich findet sich in dem Buch nämlich überraschend viel Tiefgang. Behandelt werden Armut, Kriminalität, landesbezogene Politik, Korruption und Aids. Diese Themen fügen sich aber sehr harmonisch in die Handlung ein, indem der Hauptcharakter des Buchs, Mr. Malik, sie erlebt.

 

Überhaupt Mr. Malik! Ein rundum liebenswerter Charakter, dem man bei der Wette gerne die Daumen drückt. Zu lachen gibt es auch einiges, mich haben die schwer ernsthaften Gespräche der Männer in ihrem Club (siehe auch den oben aufgeführten Auszug aus ihren Wettbestimmungen) bestens unterhalten. Auch die Liebesgeschichte ist herrlich unsentimental, so dass ich an diesem Buch wirklich nichts auszusetzen habe. Ich habe es in einem Rutsch gelesen und hatte viel Spaß dabei.

 

Fazit: Wirklich ein schönes lesenswertes Buch. Eine volle Leseempfehlung für jeden Naturfreund, jeden Freund schöner Geschichten und jeden, der sich mal überraschen lassen will.

Kommentare

kommentierte am 30. Januar 2015 um 11:30

Klingt interessant - wie immer: tolle Rezi!