Rezension

Mörderjagd in einer Stadt der Extreme

Die rote Frau - Alex Beer

Die rote Frau
von Alex Beer

August Emmerich und Ferdinand Winter sind nicht zu beneiden. Den Kriminalbeamten der Abteilung ‚Leib und Leben‘ werden trotz der erfolgreichen Aufklärung ihres letzten Falls nur Schreibarbeiten zugeteilt. Dabei würden sie sich viel lieber in einem aktuellen Fall, bei dem der beliebte Stadtrat Richard Fürst ermordet wurde, nützlich machen. Unverhofft bekommen sie die Gelegenheit dazu – allerdings mit einem Haken: Sie müssen die Tat innerhalb von 72 Stunden aufklären.

Alex Beer baut gleich mehrere Spannungselemente ein: Zum einen müssen sich Emmerich und Winter ganz schön ins Zeug legen – schließlich steht ihre zukünftige Karriere auf dem Spiel. Für den allem Anschein nach unschuldig Inhaftierten hängt sogar sein Leben davon ab, ob der wahre Täter gefasst wird. Und es ist nicht einmal klar, ob ein politisches, wirtschaftliches oder persönliches Motiv hinter der Tat steckt.

Erneut skizziert Alex Beer das Nachkriegswien mit all seinen Gesichtern, diesmal noch vielschichtiger als im letzten Fall. Man hat das Gefühl, in jeden Winkel der Stadt einzutauchen, sei es die Straßen voller Hungerleidenden und Kriegsveteranen, das Nachtleben, die Unterwelt, die Palais der Reichen oder die illustre Filmindustrie. Die Autorin schildert die Lebensumstände und Atmosphäre so authentisch, als wäre ihr jedes Terrain vertraut. Nebenbei erläutert sie interessante Details über bedeutende Bauwerke und Lokale, die heute noch existieren.

So stelle ich mir meine ideale Lektüre vor: Ein raffinierter Plot eingebettet in ein facettenreiches historisches Setting und detailliert recherchiertes Zeitgeschehen. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall des gut eingespielten Ermittlerduos.