Rezension

Monströse Absurditäten

Der seltsame Fall der Alchemisten-Tochter -

Der seltsame Fall der Alchemisten-Tochter
von Theodora Goss

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Die verwaiste und mittellose Mary Jekyll versucht mehr über die mysteriöse Vergangenheit ihres verstorbenen Vaters herauszufinden. Ein Hinweis führt sie auf die Spur von Edward Hyde, dem ehemaligen Freund und Mörder ihres Vaters. Die Belohnung, die auf Hydes Kopf ausgesetzt wurde, könnte sie auf einen Schlag aus ihren finanziellen Nöten befreien. Auf ihrer fieberhaften Jagd lernt sie Hydes Tochter Diana kennen, erhält unversehens Unterstützung von Sherlock Holmes und Dr. Watson und freundet sich mit einer Reihe monströser Frauen an, die allesamt durch entsetzliche Experimente erschaffen wurden: Beatrice Rappaccini, Catherin Moreau, und Justine Frankenstein. Bei ihren gemeinsamen Ermittlungen stoßen sie auf eine skrupellose Geheimgesellschaft und auf machtversessene Wissenschaftler. Außerdem müssen sie sich den wahren Monstern stellen – und ihrer eigenen Vergangenheit.

 

„Der seltsame Fall der Alchemisten Töchter“ ist der erste Band einer Fantasy-Crime Trilogie von Theodora Goss. Zunächst habe ich etwas gebraucht, um mich im Setting mit Figuren aus Klassikern, die in ein reales Szenario des 19. Jahrhunderts gebettet wurden, zurechtzufinden. Die verschiedenen ProtagonistInnen und ihre Fähigkeiten bilden ein gewöhnungsbedürftiges buntes Potpourri, das mir oftmals zu überladen vorkam. Die Grundidee jedoch ist durchaus ansprechend: feministische „Monster“, die sich gegen ihre Erschaffer wenden, um weiteres Übel zu verhindern. Was abstrus klingt (und ist), funktioniert jedoch. Jede Figur erhält ihre eigene Hintergrundgeschichte und wird dem Leser nahe gebracht. Doch trotz aufkommender Spannung und einem furiosen Finale hatte ich Schwierigkeiten mit der Lektüre. Denn das Vorankommen beim Lesen wurde mir durch den an das 19. Jahrhundert angepassten und detaillierten Sprachstil unglaublich erschwert. Obwohl es viele Ereignisse gab, kam ich nur zäh voran und hatte zuletzt Motivationsschwierigkeiten, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Die Geschichte ist zudem sehr speziell, wenn nicht gar abstrus, und war dafür mich zuletzt eher anstrengend zu lesen. Hinzu kam, dass ich durch die Kenntnis der Originalwerke, die Haupthandlungen leider vorhersehen konnte. Ferner empfand ich die Figur des Sherlock Holmes als zu präsent und einerseits zu nah am Original, andererseits aber nicht nah genug. Als großer Fan des Detektivs ist es allerdings schwer, hier meinen Geschmack zu treffen.

Fazit: Eine nette, aber sehr abstruse Geschichte mit sympathischen „Monstern“, die jedoch so zäh dahinfließt, dass ein Lesen in normalem Tempo unmöglich ist.