Rezension

nachruf

Nachruf auf den Mond - Nathan Filer

Nachruf auf den Mond
von Nathan Filer

Bewertet mit 4 Sternen

~~„Nachruf auf den Mond“ ist ein überraschendes Werk. Dies beginnt schon bei dem liebevoll gestalteten Cover, welches zwar im ersten Moment - vor dem Genuss der Lektüre - keinen logischen Sinn macht , mich aber trotzdem sehr angesprochen hat. Ich wollte wissen, was es mit der Ameise und dem Mond auf sich hat. Schon beim schnellen Durchblätter sieht man, dass das Buch mit verschiedenen Schrifttypen spielt, um den Eindruck zu vermitteln, dass hier eine Sammlung von verschiedensten Papieren in die Geschichte einfließt. Beim Lesen erfährt man dann, dass es sich tatsächlich um Blätter von Matthew handelt, der all seine Gefühle und Gedanken auf unterschiedlichste Weise festhält. Auch kleine Zeichnungen und Kritzeleien gehören dazu und man bekommt ein Gefühl, als wäre man ganz nah dran an dem Ich-Erzähler.

Matthew leidet an Schizophrenie – von der ich wenig Handfestes weiß – und wird in der Psychatrie deswegen behandelt. Seine Erzählungen prasseln ungefiltert und zeitlich ohne Chronologie auf den Leser ein und anfangs musste ich mich erst mal etwas einlesen und hätte mir vielleicht auch einige wirkliche Fakten vorab gewünscht, um die Zusammenhänge in ihrem Kontext besser zu verstehen.

Etwas seltsam finde ich, dass er sich immer an den Leser direkt wendet und ich habe mich gefragt, ob er vielleicht diese Blätter auch für seinen Psychater verfasst hat. Auf jeden Fall muss er ja damit gerechnet haben, dass es jemand liest. Könnte natürlich auch ein weiterer Ausdruck seiner Schizophrenie sein, die sich sonst vor allem dadurch äußert, dass er seinen verstorbenen Bruder sieht oder wahnhafte Vorstellungen anderer Art hat. Man durchschaut das natürlich nicht immer gleich und stolpert manchmal in die Fallen des Autors/Erzählers, bis man merkt, hoppla, das war jetzt nicht die Wirklichkeit.
 Ich bin ja prinzipiell nicht so der Fan von Ich-Erzählungen, da diese Sicht manches Mal zu eindimensional ist. In diesem Buch hätte mir gut gefallen, wenn man noch mehr vom Leid der Eltern erfahren hätte, denn diese hatten erst ein krankes Kind, dass ein Kind das stirbt und das zweite Kind wird dafür schwer krank. Aber Matthews Krankheit und seine Erlebniswelt kommen gut rüber und das Buch hat einen anspruchsvollen und eindringlichen Ton, der mir gut gefallen hat.