Rezension

Tiefsinnig und hoch emotional

Nachruf auf den Mond - Nathan Filer

Nachruf auf den Mond
von Nathan Filer

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
Matt gibt sich selbst die Schuld am Tod seines Bruders. Er ist untröstlich und zieht sich immer mehr zurück. Ebenso verweigert er es seine Medikamente zu nehmen, denn dann ist Simon wieder bei ihm, redet und spielt mit ihm.
Matthew ist ein begnadeter Zeichner und schreibt sehr gerne Geschichten. Mit einer alten Schreibmaschine bringt er seine eigene zu Papier. Nichts wird dabei verschleiert, sondern alles ausgebreitet. Er erzählt von seiner Zeit in einer Klinik und auch, wie es mit ihm, Simon und seiner Krankheit weiter geht.

Wir sind egoistisch, meine Krankheit und ich. Wir denken nur an uns. Wir biegen uns die Wirklichkeit zurecht, um Botschaften zu empfangen, geflüsterte Geheimnisse, sie nur für uns bestimmt sind.
Zitat aus: "Nachruf auf den Mond"

Cover
Das Cover ist einfach hinreißend, Das Blau erinnert mich an den Himmel, die Ameise  auf der Erde passt richtig gut zu Matts Vorhaben eine Ameisenfarm für seinen Bruder zu bauen und natürlich ist hier auch der Mond zu sehen, der eine so große Bedeutung in dieser Geschichte hat. Ich assoziiere mit der Leiter zum Mond die Tatsache, das Matt mit seinem Bruder spricht, denkt, ihn immer noch um sich zu haben. Er ist immer für ihn erreichbar, auch wenn er jetzt näher am Mond, als an der Erde ist.

Ich weiß noch, wie ich mit den Fingerspitzen über die Buchrücken fuhr und im Licht der Stehlampe die Autorennamen zu entziffern versuchte. Ich spielte ein Spiel: Ich stellte mir vor, dass der Name auf dem Buchrücken nicht zu der Person gehörte, die das Buch geschrieben hatte, sondern zu derjenigen, der es gewidmet war. Ich stellte mir vor, dass jeder Mensch auf Erden ein eigenes Buch hat und dass ich meines, wenn ich nur lange genug suchte, finden würde.
Zitat aus: "Nachruf auf den Mond"

Gesamt
Es fällt mir nicht leicht, dieses Buch zu rezensieren, weil ich schlicht Angst habe, mit meiner Meinung dem Buch nicht gerecht werden zu können. Die Geschichte kreist noch immer durch meinen Kopf und dies, obwohl ich es bereits vor einer Woche gelesen habe. Ich habe selbst jetzt noch das Echo in meinem Kopf, welches laut nachhallt.
Aber mal von vorne. In "Nachruf auf den Mond" geht es um Matthew, kurz Matt, der, wie schon in der Kurzbeschreibung angegeben ist, unter Schizophrenie leidet und seinen Bruder Simon schmerzlich vermisst.
Dieses doch sehr sensible Thema hat Nathan Filer auf eine sehr behutsame Art umgesetzt. Matt erzählt uns selbst seine Geschichte in der Ich-Form und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Man erkennt als Leser schnell, wie lebendig und echt seine Geschichte rüber kommt und hat sehr oft Mitleid mit dem Protagonisten. Man ist sehr nah an ihm dran, eben mit ihm verbunden. Alles, was er schreibt, zeigt seine innersten Gefühle, die er vor anderen eigentlich sehr gerne verbirgt. Das Besondere an der Erzählung ist für mich, dass ich selbst manchmal durcheinander war, weil Matt durch seine Krankheit sehr wirr schreibt. Er wiederholt sich, schreibt manche Absätze noch mal, verändert sie und doch bleibt der Kern dessen, was er geäußert hat, meist derselbe. Zudem springt er ständig in der Zeit und erzählt seine Geschichte in einem Tempo, welches er selbst bestimmt. Dies hört sich für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben, vielleicht ein bisschen abschreckend an, doch das ist es wirklich keineswegs. Eher im Gegenteil: Gerade weil er so schreibt, ist der Protagonist für mich absolut authentisch. Matt kann eben nicht so sein, nicht so denken, und nicht so fühlen wie jemand, der kerngesund ist, denn er leidet nun mal an Schizophrenie. Diese Tatsache wurde von dem Autor wirklich fabelhaft umgesetzt. Dieses Durcheinander, welches Matt in sich trägt, hat er auf mich übertragen. Ich konnte mich sehr gut mit ihm identifizieren und dies, obwohl ich keinerlei "Erfahrungen" mit Schizophrenie gemacht habe, noch jemanden kenne, der unter dieser Krankheit leidet.
Besonders gefällt mir, dass Matt, während er mir seine Geschichte erzählt, mich selbst anspricht. Schon der Anfang des Romans:

»Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.«
Zitat aus: "Nachruf auf den Mond"

richtet sich direkt an den Leser und macht einfach neugierig auf das, was wohl noch kommen mag. Dieses persönliche Ansprechen zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman und sorgt für eine ziemlich starke Bindung zu Matt. Ich hatte während des Lesens das Gefühl, dass ich ihm seine gesamten Zettel aus der Hand genommen habe, um sie zu lesen. So persönlich wirkt "Nachruf auf den Mond".
Wie man unschwer erkennen kann, hat mir dieser Roman komplett überzeugt, doch nicht nur der Inhalt ist einfach wundervoll, auch die Gestaltung ist fabelhaft. Da Matt seine Geschichte schreibt, wann immer er die Zeit dazu findet, variiert z.B. die Schriftart. Am Computer geschrieben ist diese anders, als wenn er an seiner Schreibmaschine sitzt und seine Worte zu Papier bringt. Außerdem wurden kleine Zeichnungen, die er u.a. in der Klinik anfertigt, mit in die einzelnen Kapitel eingebettet, was mir ebenfalls außerordentlich gut gefallen hat.

In Kürze:
Positiv
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.
Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht von Matt in der Ich-Form erzählt.
Gute Einblicke in die Krankheit.
Emotionale Abschnitte, die mich absolut erreicht haben.
Das Buch hallt sehr lange nach und
hat mich zum Nachdenken gebracht.
Die Zeichnungen, die Matt in der Geschichte anfertigt, sind auch abgedruckt.
Die Schriftart wechselt von Schreibmaschine, zu Computer - Je nachdem, womit der Protagonist gerade schreibt.
Es wirkte für mich alles sehr echt und aus dem Leben gegriffen.
Ein unfassbar tiefsinniger Roman

Negativ 
Hier gibt es nichts Negatives zu berichten.

Fazit:
Ich habe viel erwartet und mehr bekommen. Das Buch regt zum Nachdenken an und geht sehr zu Herzen. Es hat mich berührt, ist sehr tiefsinnig und für mich somit ein absolutes Prachtexemplar.
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