Rezension

Netter Auftakt

Miss Emergency 1: Hilfe, ich bin Arzt - Antonia Rothe-Liermann

Miss Emergency 1: Hilfe, ich bin Arzt
von Antonia Rothe-Liermann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich muss gestehen, dass ich dieses Buch, bzw. diese Reihe eigentlich nie beginnen wollte, da ich mir immer sehr unsicher war, ob mir das Buch wirklich gefallen könnte. Dies liegt hauptsächlich an den Vergleichen mit “Doctor’s Diary”, “Emergency Room” und “Grey’s Anatomy”. Da ich “Doctor’s Diary” und “Grey’s Anatomy” absolut nicht mag, war ich daher ziemlich kritisch, jedoch haben mich so viele positive Rezensionen doch dazu bewogen, dem Buch eine Chance zu geben.

Zugegeben: “Miss Emergency” ist sehr leicht und schnell zu lesen und trotz vieler Fachbegriffe habe ich alles verstanden, dennoch bin ich immer noch unentschlossen, was ich von diesem Buch halten soll. Auf der einen Seite hat es mir gefallen, auf der anderen Seite bin ich von einigen Charakteren enttäuscht.

Der Schreibstil ist sehr angenehm. Antonia Rothe-Liermann schreibt sehr flüssig und humorvoll. Selbst Fachbegriffe werden so erklärt, dass man dennoch gewisse Vorgänge und Krankheitsbilder (fast) problemlos versteht. Leider ist die Handlung stellenweise jedoch sehr überspitzt, sodass ich mich zwischendurch dabei erwischt habe, wie ich nur genervt die Augen verdreht habe. Die Charaktere werden liebevoll beschrieben, allerdings waren diese mir nicht immer sympathisch. Sehr schade, denn das Potential ist vorhanden.

Hauptpersonen sind Lena, Jenny und Isa, die sich in ihrem Praktischen Jahr befinden. befinden. Sie wollen Ärztinnen werden und nur das Jahr und eine letzte Prüfung trennt sie vom Abschluss des Medizinstudiums. Während Jenny bereits vorher in Berlin gelebt hat, ziehen Isa und Lena in die Hauptstadt und zusammen gründen die drei Mädchen eine WG. Durch Jenny lernen sie Berlin und ihre Freunde kennen, sodass Einsamkeit nur sehr selten ein Fremdwort ist. Die Mädchen können unterschiedlicher nicht sein: Isa ist sehr schüchtern und oft in sich gekehrt, Lena ist selbstbewusst, aber auch oft verunsichert und Jenny ist recht verwöhnt und behandelt Männer wie Spielzeug. Während ich Isa sehr schnell ins Herz geschlossen habe, hatte ich mit Lena und Jenny meine Probleme. Jenny gehört zu der Typ Mensch, mit dem ich privat niemals etwas unternehmen würde, da sie alles selbstverständlich nimmt, mit Männern spielt, oftmals mehrere Partner auf einmal hat und sich auch in der Klinik nur selten wirklich bemüht. Lena ist mir dagegen sympathischer, jedoch hat mich ihre sehr naive Art oftmals sehr gestört. Dazu grübelt sie viel zu viel, sodass es manchmal nicht leicht war, diesen zu folgen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Buch nicht von zukünftigen Ärztinnen, sondern von 15-16-jährigen Teenagern handelt. So handeln besonders Lena und Jenny oftmals sehr unvernünftig und vor allem unprofessionell, indem sie entweder ihre Aufgaben an andere verteilen oder mit den Patienten flirten und sich sogar mit denen verabreden. Dazu bilden sie sich immer wieder Flirtereien ein, die stellenweise gar nicht stattfinden. Selbstbewusstsein ist immer gut, jedoch war es mir an einigen Stellen zu viel des Guten.

Der Krankenhausalltag wird relativ authentisch dargestellt, auch wenn gesagt werden muss, dass so manche Situation auch gerne mal überspitzt dargestellt wird. Jedoch sind Diagnosen, Krankheitsverläufe, sowie die Gefühle und Gedanken der Jungärztinnen bzgl. ihrer Patienten relativ authentisch, sodass es der Autorin gelungen ist, einen interessanten Einblick in das Krankenhausgeschehen zu geben.

Die kleinen Liebesgeschichten, die in dem Buch zu finden sind, sind mal sehr erfrischend, mal unglaublich naiv und dann gibt es noch solche, die absolut keinen Sinn ergeben. Besonders Lena und Jenny treffen dabei die eine oder andere Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen konnte. Isa ist dagegen auch in Liebesdingen unglaublich vernünftig und ich habe ihr das Liebesglück sehr gegönnt.

Das Cover ist ganz nett, erinnert mich aber leider viel zu sehr an “Doctor’s Diary”. Es wäre schön gewesen, wenn dieser Vergleich nicht zu stark hervorgehoben wäre. Die Kurzbeschreibung ist ganz okay, aber viel zu oberflächlich, da gerade mal eine sehr kurze Szene erzählt wird, die direkt auf den ersten Seiten stattfindet. Eine allgemeinere Beschreibung hätte ich besser gefunden.

Insgesamt bin ich von dem ersten Band der “Miss Emergency”-Reihe noch nicht ganz überzeugt. Da ich aber sehr gespannt bin, in welche Richtung sich die Charaktere entwickeln werden, möchte ich auch dem zweiten Band “Diagnose Herzklopfen” eine Chance geben. Für Fans von Krankenhausserien ist die Reihe jedoch eine große Bereicherung, um die man nur schwer herum kommt.