Rezension

Nicht ganz so wie erwartet...

Das verborgene Genie -

Das verborgene Genie
von Marie Benedict

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe und das mich dann doch eher enttäuscht hat. Das fasst es wohl am besten zusammen.
Erstmal hatte ich mich gewundert, wieso es sich so anders liest, als von Marie Benedict gewohnt :( Dann fiel mir auf, dass es eine andere Übersetzerin hat, als ihre anderen Bücher. Also sollten auch Fans der Autorin eventuell in der Leseprobe prüfen, ob der andere Stil ihnen gefällt.

Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen, hätte ich es vermutlich nach dem ersten Abschnitt spätestens abgebrochen - in dem erfährt man nämlich kaum etwas über Rosalind Franklins Froschungen, stattdessen ergeht es sich in Drama, das gut zu einem (schlechten) Liebesroman gepasst hätte.
Ab dem zweiten Abschnitt bessert sich das, dann bekommen wir mehr Einblicke in ihre Arbeit. (Wer den ersten Leseabschnitt mochte, der wird es vermutlich ab da zu sachbuchig finden...)
Leider ist die Darstellung von Rosalinds Charakter nicht durchgängig einheitlich. Wie schon erwähnt gibt es anfangs viel Liebesdrama, dann wird wiederum behauptet, dass sie nur für ihre Arbeit lebt und später spielt die Liebe dann doch wieder eine größere Rolle. Das ergab für mich leider kein rundes Bild, sondern wirkte, als hätte die Autorin willkürlich Fakten und Fiktion gemischt. Das wiederum wird leider nicht aufgeklärt, hier hätten sich einige Mitleserinnen - inklusive mir - ein ausführlicheres Nachwort gewünscht, in dem aufgeschlüsselt wird, was so wirklich passiert ist und was für den Roman dazugedichtet wurde.
Genauso bei ihrer Beziehung zu den Herren Watson und Crick - angeblich haben sie nie ein gutes Haar an den anderen gefunden, aber dann gibt es Momente im Buch, in denen sie viel zu freundlichen Umgang pflegen?

Was ich persönlich ebenfalls schade fand, war, dass Rosalind eine starke Frau ist, die sich in einer Zeit in der Wissenschaft durchgesetzt hat, als das noch schwerer war als heute. Sie hat quasi ihren Mann gestanden und wollte für ihre Forschung respektiert werden. Und dann wird in ihrer Romanbiografie ständig eine superweibliche Seite von ihr beschrieben. Entweder diese Liebesgeschichte oder, auch ganz schlimm!, es wird ständig ihre Kleidung kommentiert, vor allem ihre Arbeitskleidung (dunkler Rock, helle Bluse und Laborkittel). So würde doch niemand über einen männlichen Wissenschaftler schreiben, da würden Erfolge rausgekehrt und nicht seine Klamotten!

Also leider ein Buch, das weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Es hatte seine Momente, aber im Großen und Ganzen ist es nur mittelmäßig - 2,5 von 5 Sternen.