Rezension

Nicht ganz überzeugend

Grado im Dunkeln - Andrea Nagele

Grado im Dunkeln
von Andrea Nagele

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Lehrerin wird auf dem Heimweg von einem Konzert brutal vergewaltigt, wie sich herausstellt nicht Auftakt, sondern vermutlich der dritte Teil einer Vergewaltigungsserie im nordöstlichen Italien. Da die Tat im Gebiet von Grado geschah, muss Maddalena Degrassi, bereits aus "Grado im Regen" bekannt, ermitteln. Während sie und ihre Mitarbeiter unter Hochdruck nach dem Täter fahnden, ereignen sich zwei weitere Taten, stets ist der Modus Operandi derselbe,  den Frauen wird nachts auf einsamen Straßen aufgelauert, sie werden betäubt und gewürgt, wobei bisher keine ums Leben gekommen ist, weil der Täter letztendlich immer gestört worden ist. Nur das letzte Opfer, ein junges Mädchen, hat nicht dieses Glück.

Gefallen hat mir an dem Roman, dass er durchaus spannend ist und sehr eindringlich die Gefühle der missbrauchten Frauen veranschaulicht, die durch das Verbrechen aus ihrem normalen Leben gerissen werden und vermutlich lebenslänglich darunter leiden werden. Weniger gut finde ich einen völlig unnachvollziehbaren Handlungsstrang, den die Autorin eingebaut hat. Obwohl Commissaria Degrassi im Grunde alles richtig macht, wird sie von ihrem Vorgesetzten gerügt und unter Druck gesetzt, später bekommt sie gar einen Aufpasser an die Seite gestellt, eine Entwicklung, die für den Leser nicht nachvollziehbar ist. Da musste wohl zum x-ten Male das Klischee vom bösartigen und inkompetenten Vorgesetzten bedient werden, anders kann ich mir diese überflüssige Wendung nicht erklären. Weiterhin stößt negativ auf, dass die Aufklärung am Ende sowohl bei der Ermittlerin als auch bei einem Opfer Zweifel hinterlässt, möglicherweise kommt eine Fortsetzung.