Rezension

Nicht nur locker-leicht...

Zuagroast -

Zuagroast
von Martina Parker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Unterhaltsames Krimi-Debüt mit Lokalkolorit und ernsten Untertönen. Unerwartete Twists, interessante Wissenshäppchen, bedenkenswertes Ende.

Alle suchen am Land ihr Glück, aber jeder findet etwas anderes. Paul findet billiges Bauland, Affären und ein paar seltsame Gewächse. Vera findet ihren Ex, einen Job als schlecht bezahlte Lokaljournalistin und jede Menge Nacktschnecken. Johanna findet, die Zuagroasten haben mehr Geld als Verstand. Die würden sogar Brennnesseln kaufen, wenn ein Preispickerl dran wäre. Und Harald findet, dass es ein großer Fehler war, diesen Zuagroasten unter die Arme zu greifen. Denn jeder Gefallen rächt sich. (Klappentext)

Ein erstaunliches Debüt liefert die Autorin Martina Parker hier. Sie startet mit "Zuagroast" gleich mit einer ganzen Gartenkrimi-Reihe, Band zwei steht bereits in den Startlöchern (" Hamdraht"). Wer wie ich bei den Titeln erst einmal nur Bahnhof versteht: das ist Österreichisch. Die Handlung ist genauer gesagt im Südburgenland angesiedelt, einer Region ganz im Südosten Österreichs. Kleine Dörfer, Weinberge, viel Natur - und ganz in der Nähe die Grenze zu Ungarn.

In den kleinen Ort Buchschachen inmitten all dieser Idylle ist die Journalistin Vera Horvath mit ihrer Tochter zurückgekehrt, nachdem ihre Oma ihr dort ein Häuschen vererbt und Vera ihren Posten bei einer Zeitschrift verloren hat. Die Autorin stellt zu Beginn erst einmal sehr gemächlich das ganze Personenkarussell vor und zeigt dabei sehr bildhaft auf, wie es in einem abgelegenen Dorf so abläuft - was mich in meiner Einsicht bestärkt hat, dass ich da nicht gut leben könnte, auch wenn hier im Buch naturgemäß einiges sehr überspitzt dargestellt wird. Das hat natürlich Unterhaltungswert.

Vera arbeitet bald schon als freischaffende Journalistin für eine kleine Lokalzeitung und findet so ihr Auskommen. Sie freundet sich mit der zuagroasten Eva an, deren Mann Paul als Star-Architekt mit jeder Faser heraushängen lässt, dass er sich für etwas Besseres hält. Eva dagegen hat ein anderes Auftreten und knüpft so allmählich Kontakte zur Dorfbevölkerung. Als ideale Kontaktbörse erweist sich dabei der Gartenstammtisch: Der Klub der grünen Daumen. Dort treffen sich am Thema Interessierte regelmäßig, um bezüglich Gartengestaltung, Pflanztipps u.a.m. auf dem Laufenden zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen.

Es ist in jedem Fall etwas Besonderes, dass in einem Krimi das Garten-Thema so eine große Rolle spielt (und nein: der Gärtner ist nicht immer der Mörder...). Aber hier in dieses abgelegene, naturverbundene Dorf passt das auf jeden Fall. Und wie sich zeigt, spielt das Thema nicht nur im Rahmen der Dorfverschönerung letztlich eine große Rolle.

Im ersten Drittel des Buches kommt man gar nicht auf die Idee, dass es sich hier auch um einen Krimi handeln soll, das entpuppt sich erst später in der Erzählung. Inkonstante sowie toxische Beziehungsgefüge dagegen werden schon früh in die Handlung mit einbezogen und entwickeln eine teilweise unangenehme Dynamik. Das ist stellenweis auch beim Lesen nicht leicht auszuhalten.

Glücklicherweise sorgt Martina Parker als Ausgleich für die ernsten Untertöne doch auch für ein gehöriges Maß an Humor, Augenzwinkern, Lokalkolorit sowie interessante Wissenshäppchen zu Flora und Fauna zu Beginn jedes Kapitels. Letztere sind sehr anschaulich geschildert - manchmal zum Fürchten genau. Der Krimi selbst nimmt gegen Ende noch einmal ordentlich an Fahrt auf, unerwartete Twists schleudern einen plötzlich in eine ganz andere Richtung, und das Ende ist überraschend und bemerkenswert. Es hat mich jedenfalls zum Nachdenken gebracht.

Trotz des doch recht behäbigen Einstiegs und der vielen südburgenländischen Ausdrücke und Sätze im breitesten Dialekt, die nur teilweise durch Fußnoten (und ein erst spät entdecktes Glossar am Ende des Buches) erläutert werden, konnte mich der Regionalkrim definitiv gut unterhalten. Der Garten-Krimi macht Lust auf die Fortsetzung - und die ist erfreulicherweise schon auf dem Weg...

 

© Parden