Rezension

Nicht perfekt, aber lesenswert

Nightshade - Die Wächter - Andrea Cremer

Nightshade - Die Wächter
von Andrea Cremer

Callas Zukunft stand von Geburt an fest. Sie ist eine Alpha-Wölfin und wurde dazu bestimmt, mit dem Alpha-Wolf Ren ein neues Rudel zu gründen, sobald sie die Schule beendet hat und volljährig ist. Dafür muss sie seine Gefährtin werden. Nie hat sie daran gezweifelt, nie etwas in Frage gestellt.. bis Shay, ein Menschenjunge, in ihr Leben tritt und ihre Welt auf den Kopf stellt.. 

Eine wirklich interessante Geschichte. Die Hintergründe sind zum größten Teil solide. 
In Callas Welt gibt es klare Strukturen: die Wächter - sie und die anderen Werwölfe, die jeder Zeit nach Belieben ihre Menschengestalt annehmen können und den Hütern treue Soldaten sind. Die Hüter - die Herren der Wächter, Hexer. 
Die Sucher - die Feinde der Hüter und somit auch die der Wächter.
Ausserdem findet man noch so manch andere Gestalten. Zum Beispiel die sogenannten "Larven", Schattenwesen der Hüter. Oder auch Succubi.

Doch trotz ihrer Pflichten als Wächterin und Alpha-Wölfin ist Calla auch ein zumindest zur Hälfte normales Mädchen. Denn auch sie besucht zusammen mit ihrem Rudel, bzw ihren Freunden, eine Schule. Auf diese Schule gehen alle Wächter, Hüterkinder und auch Menschenkinder.
Ehrlich gesagt ist das ein Punkt, der sich mir nicht ganz erschließt. Was haben Menschen dort zu suchen? Zwar laufen die Wächter in der Schule nicht als Wölfe herrum (und posaunen es auch nicht in der Weltgeschichte rum), dennoch haben die Menschen Angst vor ihnen. Man könnte natürlich sagen, dass an Schulen die "Normalos" immer ehrfürchtig zu den total Beliebten aufsehen .. aber sogar die Lehrer haben Angst vor den Werwölfen und die Schule steht zweifellos teilweise unter Kontrolle der Hüter. Entweder mir entging ein wichtiger Satz oder da hinkt die Geschichte ein klein wenig. Stört aber auch nicht großartig, hat aber auch nicht viel mit dem eigentlichen Teil der Geschichte zu tun.

Calla ist mir sehr symphatisch gewesen, sie hat auf jeden Fall Charakter. Denn man merkt ihr oft deutlich an, dass sie zum Teil ein Wolf ist. An ihrem Denken und auch an ihrem Handeln. Der Leser merkt deutlich, wie sich so zu sagen ihr wölfisches Gewissen mit ihren menschlichen Bedürfnissen auseinander setzen muss. Vorallem wenn es um Ren und Shay geht. Es ist als wollte ihre eine Seite Ren und die andere Shay.
Ren gefällt mir richtig richtig gut, denn er hat mich überrascht. Im Laufe der Geschichte wurde ich meines ersten Eindruckes von ihm eines Besseren belehrt. Er hat das Herz am rechten Fleck und ganz ehrlich? Ich würde ja ihn nehmen.
Shay find ich irgendwie komisch. Er ist.. mh.. zu furchtlos und meiner Meinung nach eine kleine Nervensäge. Er verhält sich teilweise wie ein kleines Kind, das unbedingt mit der rechten Hand auf die rote, heiße Herdplatte tatschen will, obwohl sie ihm die linke Hand schon komplett verbrannt hat. Trotzdem ist er irgendwie liebenswert. Ich bin wirklich gespannt, was wirklich hinter seiner Geschichte steckt.
In dem neuen Rudel, welches sich aus Callas und Rens jeweiligen Rudeln zusammensetzt, gibt es die unterschiedlichsten Charaktere. Die scheinbar oberflächliche Zicke, die wohl eigentlich doch ganz anders ist, das Muskelpacket, der sanfte Dichter, der junge übermütige Welpe, die beste verständnissvolle Freundin.. und auch noch ein paar andere. Sie bilden einen bunten Haufen, der wirklich Spaß bereitet.

"Leider" ist die Liebesgeschichte hier sehr übermächtig. Das ist in Ordnung und damit sollte man bei einem Romantic Fantasy Buch einfach rechnen.. jedoch ist die Geschichte einfach sehr spannend und da hat es mich teilweise etwas gestört, zum x-ten Mal Callas hin&her Gedanken zu lesen. 
Die Geschichte wird nämlich übrigens von Calla erzählt, sie lässt den Leser auch des Öfteren an ihren momentanen Gedanken teilhaben, diese werden dann kursiv dargestellt. Auf die selbe Art kommunzieren die Wölfe in diesem Buch ebenfalls untereinander, sobald sie in ihrer Wolfsgestalt sind - über Gedanken. Auch in diesem Fall in Kursivschrift. 

Der Schreibstil ist eigentlich ganz schön, wenn auch nicht besonders. An den Beschreibungen der Autorin, was die Gestiken der Charaktere betrifft, merkt man deutlich wer ein Wolf ist - auch in Menschengestalt. Das Verhalten in Wolfsgesalt ist recht realitätsnah, wenn man sich normale Wölfe als Beispiel nimmt. Vorallem das spielerische Schnappen nach der Flanke des anderen hat es der Autorin wohl angetan, denn dies und ein paar andere Beschreibungen wiederholen sich des öfteren. Nicht störend, aber man hätte es teilweise ruhig mal etwas anders audrücken können.  
Womit ich mich bei dem Schreibstil etwas schwer tat, waren die Aussagen der Charaktere. Sehr oft was ich mir im ersten Moment garnicht sicher, wer das nun gesagt hat und musste es mir logisch zusammenreimen. Vielleicht stand ich etwas auf dem Schlauch, aber ich denke eher, dass es nicht immer deutlich mit den anderen Sätzen verbunden wurde. 

Fazit
Eine spannende Geschichte. Wer Wölfe mag, sollte auf jeden Fall einen Blick auf das Buch werfen.