Rezension

Nichts ist mehr so, wie es einmal war

Abels Auferstehung -

Abels Auferstehung
von Thomas Ziebula

Abels Auferstehung ein Kriminalroman von Thomas Ziebula (Wunderlich Verlag)

„Und was willst du hier?“ „Dich abholen, Paul, was sonst?“ Junghans lächelte müde. „Ob du es glaubst oder nicht: Es gibt Arbeit.“

Anspruchsvolle Aufgaben und Ermittlungen warten auf den Kriegsrückkehrer und Kriminalinspektor der Leipziger Wächterburg Paul Steiner in seinem neuen, alten Leben. Ein Maler aus Heidelberg wurde im Hotel Fürst Bismarck ermordet aufgefunden. Dabei hat Steiner eigentlich schon genug Tote für ein ganzes Leben gesehen. Doch trotz der Leichen, die sein Beruf nun mal mit sich bringt, braucht er die Arbeit in der Kriminalabteilung wie die Luft zum Atmen. Und es bleibt nicht bei diesem einen Verbrechen. In Anbetracht der verborgenen Zusammenhänge ist jetzt die Suche nach dem Motiv und dem Mörder entscheidend.

Kriminalistische Unterstützung bekommt Paul von seinen Kollegen, Junghans, Kupfer und Co. Doch nicht nur Freundlichkeit und Teamgeist bestimmen seinen Alltag. Gegenwind weht ihm in Form seines mürrischen und spitzfindigen Vorgesetzten Kasimir und dessen Handlanger Heinze entgegen. Dabei scheint ihm auch seine Vergangenheit wieder in die Quere zu kommen. Denn desaströse Erfahrungen und unvorhergesehene Schicksalsschläge haben tiefe Spuren auf Steiners Seele hinterlassen. Er kämpft mit seinen vergangenen Dämonen und versucht dabei irgendwie die Kurve zu kriegen.

Thomas Ziebula erzählt in Abels Auferstehung eine komplexe, anspruchsvolle Kriminalgeschichte. Zur Freude der Leser, denn schwerlich erkennt man die Zusammenhänge der verschiedenen Mordfälle und Geschichten hinter den Taten.

Die atmosphärisch und stilistisch hervorragend vorgetragene Handlung füllt die Buchseiten mit Leben. Mit gezielten Handlungsunterbrechungen an spannendster Stelle am Ende fast jeglicher Kapitel gelingt es ihm ein „unbedingt-weiterlesen-Gefühl“ zu erzeugen. Die große Kunst den Bücherwurm bei Laune zu halten ist Thomas Ziebula mit diesem Roman mehr als gelungen.

Neben der eigentlichen Krimihandlung spielt der historische Aspekt eine markante Rolle. Man bekommt ein stimmiges Bild vom vergangenen Leipzig dank der interessanten und lebendigen Erzählweise. Der Autor glänzt mit einer hervorragenden Recherche und fundierten Basis über die Ereignisse jener Zeit.

Die Randgeschichten der Leipziger fließen gekonnt in die Erzählung ein. Er überzeugt mit seinen individuellen, facettenreichen Figuren, die einem ans Herz wachsen oder die man einfach nur zum Teufel scheren möchte.

Fazit: Ein spannender Krimi Anfang der 20iger Jahre in toller Aufmachung! Der 2. Teil kann unabhängig vom ersten Kriminalfall „Der rote Judas“ gelesen werden. Trotzdem sollte man sich den ersten Steiner nicht entgehen lassen, denn auch dieser Fall ist spannend bis zur letzten Seite und verspricht glänzende Krimiunterhaltung. Ich rate dringend zu einer unbedingten Leseempfehlung! Ich freue mich auf den hoffentlich baldigen 3. Paul Steiner!