Rezension

Origami

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten
von Kristina Pfister

Bewertet mit 3 Sternen

Kristina Pfister - Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten - Klett-Cotta

"Jeden Abend betrachtet Annika durch das Fenster ihres Apartments die junge Frau gegenüber. Marie-Louise scheint all das zuzufliegen, wonach Annika sich sehnt: Freunde, Liebhaber, Geselligkeit. Sie lebt aus vollen Zügen, während Annika von Praktikum zu Praktikum driftet und nichts mit sich anzufangen weiß. Doch eines Nachts klingelt Marie-Louise an Annikas Tür. Aus einer Zufallsbekanntschaft wird enge Freundschaft, als Annika nach Hause zurückkehrt, um endlich herauszufinden, was sie eigentlich mit sich anfangen will. Und unversehens ihre alte Nachbarin wiedertrifft. Bald stellt sich jenes Gefühl von Schwerelosigkeit ein, das Phasen des Umbruchs begleitet, und für die beiden Frauen beginnt ein Sommer in der Provinz, wo Humor und Verzweiflung nah beieinander liegen."

Dieses Buch plätschert wie ein leises Bächlein der scheinbaren Ereignislosigkeiten dahin.
Annika feiert ihre Lethargie bis zum Exzess. Darum geht es.

Die Leere der Jugend wird hier perfekt an den Leser vermittelt.
Eine Protagonistin, die kaum spricht, kaum schläft, stundenlang vor dem Laptop sitzt und sich auf illegalen Websites Sitcoms ansieht. Da Bild flimmert in schlechter Qualität, doch sogar dafür nimmt sie die aufdringliche Porno-Werbung in Kauf.
Die zum Teil sehr bildhaften Beschreibungen der versprochenen Sex-Abenteuer, bergen zumindest einen "Höhepunkt" für Annika.
Annika verliert sich in Motivationslosigkeit, Alkohol und Drogen - ihre Freunde "helfen" ihr dabei.
Annika erzählt in der Ich-Form, bei Unterhaltungen muss man ihr förmlich alles aus der Nase ziehen:

"Was hast du studiert?".."Kulturwissenschaften"..Oh, was macht man damit?".."Man kann alles und nichts damit machen, eigentlich.".."Und was machst du damit?".."Ich weiß nicht.".."Ach so."

Ihre Freundin Marie-Louise bringt etwas Schwung in ihr pfadloses Leben. Hätte sich der chaotische Quirl Annika nicht aufgedrängt, säße sie heute noch im Grau ihrer diffusen Gedanken.
Ihre To do-List: Baden, spazierengehen, das Meer sehen, am Strand liegen. Immerhin..

Das Buch liest sich an einem Nachmittag, obwohl es ereignislos und ohne große Spannung ist, besitzt es einen Sog, der zum literarischen Chillen verleitet, die Sprache ist entspannend und flüssig.
Es fängt mit der großen Leere an und am Ende schließt sich der Kreis.
Den Nährwert dieses Buches möchte ich nicht bestreiten, jedoch hat es mehr eine melancholische Stimmung vermittelt, denn einen Inhalt.
Mehr Kuriosum als Happening und deswegen auch lesenswert.