Rezension

Polizeireporterin Gianna Pitti **

Was der See birgt -

Was der See birgt
von Lenz Koppelstätter

Bewertet mit 2 Sternen

Am Gardasee liegt eine Leiche, das Gesicht brutal eingeschlagen. Polizeireporterin Gianna Pitti ist sogleich zur Stelle und stellt erschrocken fest, dass sie den Toten kennt und sogar noch am Abend zuvor getroffen hat.

Aufgrund der überaus lesenswerten Südtirol-Krimis von Lenz Koppelstätter habe ich mich schon sehr auf diese neue Reihe am Gardasee gefreut. Vom Schreibstil her gefällt mir das neue Buch auch recht gut (bis auf den inflationär verwendeten Ausdruck „ab und an“), drei unterschiedliche Blickwinkel geben Einblick ins Geschehen und sorgen für Abwechslung, Leserbriefe an die Zeitungsredaktion lockern das Ganze immer wieder auf. Interessant und durchaus erfrischend ist die Tatsache, dass die Kriminalisten kaum zu Wort kommen, der Fokus liegt hier eindeutig auf der Polizeireporterin Gianna Pitti, deren Onkel Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi und der Chefredakteurin Elvira Sondrini, die auf eigene Faust Nachforschungen anstellen. Diese sind nicht ungefährlich, geraten doch ein Museum mit bizarren Feierlichkeiten, Geheimbünde wie der der Freimaurer oder das ungeklärte Verschwinden von Giannas Vater, einem angesehenen Investigativjournalisten, ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Und genau hier liegen auch meine Kritikpunkte: erst ergeht sich der Autor in Alltagsroutinen und langatmigen Vorstellungen der drei Hauptpersonen, die zwar ganz gut vorstellbar sind, aber bei mir keinerlei Neugierde wecken auf weitere Krimiabenteuer. Während der Ermittlungsfall nur stockend vorangeht, kommt es zu immer unübersichtlicheren Handlungssträngen, die über lange Zeit eher uninteressant und langatmig wirken, bis dann endlich im letzten Drittel alles an Fahrt aufnimmt und die einzelnen Fäden zusammengeführt werden. Einige Details, wie beispielsweise die Rolle des mysteriösen Urlauberpaares, werden recht eilig abgehandelt, sodass sie möglicherweise auch untergehen könnten neben den eher ausschweifenden Rezitationen von Onkel Francesco.

Insgesamt sind meine – zugegebenermaßen recht hohen – Erwartungen an diesen Serienstart leider nicht erfüllt worden. Möglicherweise liegt es an den drei wesentlichen Figuren, die mich nicht zum Miträtseln verführen konnten, möglicherweise auch an der Handlung, die mich nicht für sich einnehmen konnte. Bevor ich die Gardasee-Krimireihe aber komplett abschreibe, sehe ich mir auf jeden Fall die Informationen zu Band Zwei an.