Rezension

Psychologisch klug und literarisch vom Feinsten

Ein falsches Wort
von Vigdis Hjorth

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wenn man sich ein wenig mit der modernen skandinavischen Literatur beschäftigt, dann kommt man an der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth kaum vorbei. Natürlich wirklich dabei auch die unheimlich schön gestalteten Cover, welche sehr künstlerisch und edel anmuten, auf die Erwartungen des Lesers.
Und eines muss man wirklich neidlos zugestehen, denn diese Autorin kann unwahrscheinlich gut schreiben und nicht nur das, sie schafft es mit vielen kleineren und doch sehr markanten Stilmitteln, einen ganz eigenen Schreibstil zu verfassen, sodass man sie unter hunderten erkennen könnte. Sie spielt mit knappen prägnanten Kapiteln, oft präzisen Sätzen und dann wieder sehr langen Sätzen und starken einprägsamen Wiederholungen, die zunächst eher gewöhnungsbedürftig sind, dann aber doch den gezielten Effekt der Intensitätssteigerung beim Leser erfüllen.

Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, der Plot ebenso nah am Leben spielend, wie man es sich überhaupt nur vorstellen kann. Und dennoch hatte ich ab der Mitte einen kleinen Verdruss gespürt, in dem mich die immer währenden Gefühlsregungen und die sehr erdrückende und deprimierende Stimmung des Buches etwas erschlagen haben und ich das Buch beinahe zur Seite gelegt hätte.
Doch das zweite Drittel überzeugt wieder komplett und ist psychologisch überaus raffiniert.

Eine psychologisch kluge Autorin, die ein wahnsinniges Talent besitzt.