Rezension

Reicht nicht an den ersten Band heran

Apocalypsis II - Mario Giordano

Apocalypsis II
von Mario Giordano

Bewertet mit 3 Sternen

Peter wacht verwirrt im Kölner Dom auf, der Leser startet verwirrt in dieses Buch. Erst ist Peter noch bei Nakashima, dann kriegt er eine Migräne, dann ist er plötzlich in Köln? Dazwischen fehlen auch noch ein paar Tage und es herrscht einfach das Chaos, und das nicht nur, weil gerade die Hölle aufbricht.
Ich mag ja komplizierte Erzählstränge, die gerne auch mal wirr sein können. Ich bewundere sogar Autoren dafür, denn manchmal sind diese einfach nur genial. Doch hier weiß ich nicht, was ich denken soll: Ist das nun Genialität oder einfach schon viel zu viel? Die Wechsel zwischen Gegenwart und wirklich weit zurückliegender Vergangenheit, was von den Urmenschen über das alte Ägypten und Jesus reicht, hat mir gut gefallen. Die wesentlichen Teile hier waren sehr interessant miteinander verknüpft und haben einen neuen Zusammenhang hergestellt. Gut geschrieben, aber inhaltlich hat mir dieser Zusammenhang eigentlich nicht so zugesagt. Was als Vatikanthriller begonnen hat, ist nun viel zu sehr in das Fantastische abgerutscht. Und nicht immer fand ich die Begründungen dazu sinnvoll oder logisch. Der Löwenmann beispielsweise, seinen Sinn in der Geschichte habe ich bis zum Schluss nicht ganz verstanden. Klar, er ist das Böse, aber reicht mit Seth nicht ein "Oberbösewicht"? Zum Einbau der Szenen mit historischen Figuren war er ganz interessant, doch bis auf die Jagd auf das ominöse blaue Amulett macht der Löwenmann eigentlich nichts für die Geschichte an sich.

Aber nochmal zurück zu der chaotisch anmutenden Zeitlinie des Buches: Okay, wir sind am 11. Juli, gut... nee, 4. Juli? Wieder 11. Juli. Oder halt man: Da steht ja Juni? Hab ich jetzt Peter oder Nikolas vor mir? Wo in drei Teufels Namen bin ich grad überhaupt? Und welcher Priester war das jetzt noch mal? Auf welcher Seite bin ich denn grad? Kinder, ich mag Chaos wirklich, aber hier war mir stellenweise doch zu viel.

Trotzdem hat es Giordano geschafft, dass ich weitergelesen habe, weil ich nun mal wissen wollte, wie es weitergeht. Vor allen Dingen schafft er es durch dieses Chaos wirklich, dass man nicht weiß, wer denn nun eigentlich Seth ist. Man verdächtigt praktisch jeden, Seth zu sein, weil jeder augenscheinlich ein Motiv haben könnte. Das Geheimnis wird tatsächlich erst am Schluss gelüftet und da ist es auch logisch, dass diese Person Seth in sich trägt.

In dem Buch gibt es noch viel mehr, das mir nicht so gut gefallen hat, doch ich will nicht spoilern, nicht wahr? Doch eines muss gesagt werden: Der Schluss war sehr konstruiert, um das Ganze am Leben zu erhalten für den dritten Band. Für mich war dieser Inhalt absolut unnötig (jeder, der das Buch liest, versteht vermutlich, was ich meine).

Und trotz allem... nach der jetzt doch eher nicht so positiven Rezension sollte man das nicht glauben, aber ich möchte auch Band 3 lesen. Obwohl mir vieles nicht gefallen hat, schafft Giordano es dennoch, mich am Ball zu behalten. Eine Leistung, die man auch mal würdigen muss. Wenigstens ist es dieses Mal kein ganz so böser Cliffhanger wie bei Band 1...

Fazit

Es ist schon seltsam: Einerseits musste ich bei diesem Buch so oft den Kopf schütteln, weil ich einfach mit vielen Dingen nicht einverstanden war und auch einiges unnötig fand, dennoch hat es mich gefesselt und ich wollte wissen, wie es weitergeht. Wer jedoch Chaos in einem Buch und den Erzählsträngen absolut nicht mag, sollte hier auf keinen Fall zugreifen, denn auch wenn sich am Ende das Chaos klärt, ist es während dem Lesen doch anstrengend.