Rezension

Reise in ein vertraut-fremdes Land

Terafik -

Terafik
von Nilufar Karkhiran Khozani

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kopftuch und iPhone sind kein Widerspruch, wie Nilufar Karkhiran Khozani in ihrem Debut-Roman "Terafik" zeigt. Darin reist ihre prägnante Ich-Erzählerin, die ebenfalls Nilufar heißt, zum ersten Mal in den Iran, das Heimatland ihres Vaters. Zu ihm hat die Protagonistin ein schwieriges Verhältnis, schließlich hat er seine Tochter und ihre deutsche Mutter allein in Deutschland zurückgelassen, als er in den Iran zurückgekehrt ist.

In ausdrucksstarken Beschreibungen springt die Autorin zwischen Nilufars Leben in Deutschland und ihrer Reise in den Iran hin und her. So erlebt man nicht nur dieses Land aus Nilufars Perspektive, sondern erhält auch nach und nach mehr Einblicke in ihre Kindheit und ihr Verhältnis zu ihren Eltern. Damit wird die Geschichte zu einer spannenden und persönlich aufrührenden Reise

Hier zeigt sich auch immer wieder, dass nichts einfach ist und Menschen komplex sind. Anhand der Briefe, die der Vater seiner Tochter in gebrochenem Deutsch geschrieben hat, wird beispielsweise deutlich, wie schw

r dem Iraner das Leben in Deutschland gefallen ist und warum er trotz der Liebe zu seiner Tochter wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist. Dort will er nun Nilufar so viele Verwandte und Bekannte wie möglich vorstellen, sie reisen durch den Iran, treffen ständig neue Leute, tingeln von Feier zu Feier. Zwischendurch fand ich das leider etwas ermüdend - so viele verschiedene Charaktere, die man teilweise nur sehr flüchtig bei den sich immer wiederholenden Familienbesuchen antrifft. Da Nilufar kaum Persisch spricht, fällt ihr die Kommunikation mit ihren Verwandten schwer. Auch Aspekte der Kultur sind ihr fremd, warum muss der Vater zur Feier ihres Besuchs ein Lamm schlachten, obwohl sie das gar nicht möchte? Obwohl sie iranische Wurzeln hat, fühlt Nilufar sich nicht dazugehörig. Dieses Gefühl von Heimatlosigkeit zieht sich sowohl auf Seite der Tochter als auch auf Seite des Vaters durch das ganze Buch. Die Autorin beschreibt anschaulich und nachvollziehbar, wie schwer das Leben zwischen zwei Kulturen sein kann, wenn man auf keiner Seite richtige Anerkennung und Zugehörigkeit findet.