Rezension

Retromaniacs

RETRO – Geh nicht online -

RETRO – Geh nicht online
von Sofía Lapuente

Bewertet mit 4 Sternen

Luna, die Ich-Erzählerin und Samantha sind besten Freundinnen. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist natürlich shoppen. Als Luna mit Samanthas Rucksack von einem Kaufhausdetektiv angesprochen und gebeten wird die Tasche zu öffnen, ist Lunas Überraschung und ihr anschließendes Entsetzen groß. Samantha hat ihren Rucksack mit gestohlenen Kleidungsstücken gefüllt. Doch ihre Freundin gibt den Diebstahl nicht zu, sondern lässt Luna die ganze Sache „ausbaden“. Samantha bekennt sich selbst dann nicht zu ihrer Tat, als Luna auf Grund des Vorfalls aus der Fußballmannschaft ausgeschlossen wird und so die Chance auf ein Collegestipendium verliert. Luna ist natürlich unglaublich wütend. Sie postet in der angesagten Limbo App ein peinliches Video von Samantha, in dem sich ihre Freundin abfällig über einige ihrer Mitschüler äußert. Kaum ist der Beitrag online, bekommt Luna ein schlechtes Gewissen. Doch schon geht das Video viral und ein Shitstorm unfassbaren Ausmaßes geht auf Samantha nieder. Am nächsten Tag macht die Nachricht von Samanthas Krankenhausaufenthalt die Runde. Die junge Frau hat versucht sich das Leben zu nehmen. Luna fühlt sich schuldig, war sie ja diejenige die das Ganze ausgelöst hat. Sie wendet sich daher direkt an Limbo, den Plattformbetreiber und bittet um Hilfe. Unglaublich aber wahr, Limbos Geschäftsführer reagieren sofort auf die Bitte der Jugendlichen. Sie treten sowohl mit Luna als auch mit deren Schule in Kontakt und rufen eine Retro-Challenge aus. Ein Jahr lang ohne Handy und ohne soziale Medien. Der Preis ein Vollstipendium für das anschließende Collage. Genau das was Luna braucht. Keine Frage, dass Luna und einige ihrer Mitschüler dabei mitmachen. Bis einige mysteriöse Dinge passieren und Teilnehmer der Challenge spurlos verschwinden.

Das Autorenduo Jarrod Shusterman und Sofia Lapuente haben bei ihrer Geschichte einen schnellen Einstieg gewählt. Von Anfang an befindet man sich mitten im Geschehen, in das man als LeserIn gut hinein findet. Das schnelle Erzähltempo zieht sich dann auch durch das ganze Buch bis zum Ende. Selten eine Stelle, in der man „durchatmen“ kann. Das ist natürlich gut, da es nie langweilig wird. Auf der anderen Seite, bleibt einem aber auch keine Zeit den Protagonisten wirklich nahe zu kommen oder ihre Beweggründe zu hinterfragen. Das hat mir ehrlich gesagt nicht ganz so gut gefallen.

Anfangs konnte ich auch nicht einschätzen, auf was die Geschichte eigentlich hinaus laufen soll. Geht es um die Abhängigkeit von sozialen Medien, um Mobbing im Internet, das ganz schnell unkontrollierbare Ausmaße annehmen kann oder dass man auch ohne Handy existieren kann? Mir fiel es schwer die Richtung einzuordnen. Daher war ich bis zum Mittelteil etwas genervt. Das Ende der Geschichte hat mich dann allerdings wieder versöhnt. Der Handlungsverlauf macht eine unerwartete Wendung und der Spannungsbogen „klettert“ zum Ende hin noch einmal extrem nach oben. Plötzlich ergab auch alles einen Sinn. Wie hatte ich nur so „blind“ sein können? Ich sage nur so viel: „Wenn du nicht weißt, was das Produkt ist, dann bist du es.“

Fazit:

Ein temporeicher Handlungsverlauf mit einem krassen Ende.