Rezension

Rollentausch auf ganzer Linie - ★★★

Superdaddy - Sören Sieg

Superdaddy
von Sören Sieg

Bewertet mit 3 Sternen

Zunächst eine kleine Nebensächlichkeit: Amazon widerspricht sich hier bei den Angaben zum Buchformat. Allerdings ist schon am Preis ersichtlich, dass es eine broschierte Ausgabe ist, kein gebundenes Buch. Aber das nur am Rande, denn zum Inhalt tut es nichts zur Sache.

Die ersten einhundert Seiten sind ein wenig bemüht lustig/komisch - aber sie bringen mich nicht zum Lache, noch nicht einmal zum Schmunzeln. Höchstens ein wenig innerlich. Ja, es ist alles nicht ohne Situationskomik und Wortwitz, aber so entsetzlich ausgelutscht. So ganz langsam steigert sich der Witz, als der Protagonist endlich seine Sparte in der Comedy-Szene findet. Der Leser hat diese schon vor 99 Seiten gefunden ....! Wirklich brüllend komisch wird das Buch leider bis zum Ende nicht. Die Lacher kann man an einer Hand abzählen.

Mario Barth füllt ganze Stadien, trotzdem finde ich ihn nicht witzig. Dagegen kann ich mich bei Motombo, Bülent Ceylan, Michael Mittermeier, von Hirschhausen und Maddin vor Lachen auf dem Boden kringeln und noch Tage später in unkontrollierte Kicherkrämpfe verfallen. Sören Sieg ist für meinen Geschmack besser als Barth, aber leider weit weg von meinen Lieblings-Comedians. Auch Sachau erreicht er nicht annähernd, aber unterhaltsam ist "Superdaddy" irgendwie dann doch.

Es finden sich eindeutig autobiografische Züge: Sieg ist Familienvater einer fünfköpfigen Familie, schreibt eine Kolumne, ist Komiker - ebenso sein Protagonist Philipp Kirschbaum. Seine Kinder heißen Jonas, Julia und Jakob, die von Philipp Luna, Lasse und Linus. Deutlicher geht es kaum! Das an sich ist ja nicht schlecht oder schlimm, nur hätte mir persönlich dann doch besser gefallen, wenn er den ganzen Roman offen als eigene Story (wenn auch maßlos überzogen) dargestellt hätte. Das ist natürlich völlig subjektiv, keine Frage - trotzdem möchte ich es gesagt haben.

So wirklich witzig finde ich auch Charlottes Einstellung zu Familie und Partnerschaft nicht. Bekommt drei Kiddies und überlässt Philipp dann die Erziehung. Und zwar komplett. Rücksichtnahme auf irgendetwas? Fehlanzeige. Karriere, Karriere! Daddy will auch ein wenig auf der Karriereleiter klettern? Pech für ihn, Charlotte kann nicht zurückstecken. Wer muss da lachen? Ich nicht - und ich mag sogar den trockenen englischen Humor (außer es geht um Mr. Bean und Monty Python).

Kurz: man kann es lesen, muss es aber nicht unbedingt gelesen haben. Lockerflockig für den Baggersee oder das Schwimmbad für nebenbei, aber mehr auch nicht. Leider!

Es fällt mir schwer, Sterne zu vergeben. Zwei sind irgendwie zu wenig, drei dann doch zu viel. Aber ich drücke ein Auge zu und runde wohlwollend auf.