Rezension

Rückbesinnung

Sinkende Sterne -

Sinkende Sterne
von Thomas Hettche

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Ferienhaus in der Schweiz, der Vater des Autors lebte hier bis zu seinem Tod. Der Sohn reist an den Ort seiner Kindheit und findet diesen Ort durch eine Naturkatastrophe so vollkommen verändert vor, aber immernoch so voller Erinnerungen. 

Der Autor Thomas Hettche tritt in diesem Roman als Ich - Erzähler auf, man könnte fast meinen die Geschichte wäre autobiographisch. Der reale Autor nutzt sein fiktives Alter Ego, um eine alternative Realität zu erschaffen. In seiner Realität wird ein verehrendes Unglück genutz, um eine Abspaltung vorzunehmen, eine Rückbesinnung auf alte Normen, Regeln, Bräuche und Lebensweisen. Was unbesehen vielleicht romantisch verklärt wahrgenommen werden könnte, zeigt bald Anzeichen von Rückschritt, Isolation und Bedrohung. 

Zugegebenermaßen muss man sich schon etwas anstrengen, um dem Autor über die gesamte Strecke des Buches zu folgen, denn in all seiner Sprachgewalt schweift er doch auch gern einmal ab. Natürlich hat es eine große erzählerische Kraft, wenn auf fast mystische Weise das ursprüngliche Leben in den abgelegenen Bergregionen beschrieben wird, aber es gibt dazwischen immer wieder Momente, die Audienz bei der Bischöfin zB, in denen ich nicht weiß, was der Autor mir genau sagen möchte. Das Eintauchen in die alpine Sagenwelt, ebenso die Exkurse zu Odysseus und Sindbad und die Macht der Worte fand ich sehr interessant eingebaut. 

Die Erzählungen Hettches sind immer etwas ganz besonderes, sein Umgang mit Worten ist speziell, aber sehr virtuos. Auch wenn ich vielleicht nicht immer die tiefere Botschaft dahinter verstehe, kann ich mich doch von ihnen tragen und treiben lassen. Ich glaube die Bücher des Autors sind solche, die man mit Abstand ein zweites, oder drittes Mal lesen kann und die einem dann immer wieder eine andere Sicht ermöglichen. Ich mag den Stil des Autors, seine Art eine Geschichte zu erzählen sehr.