Rezension

"Schandfleck"en gibt es überall

Schandfleck - Jürgen Seibold

Schandfleck
von Jürgen Seibold

Manfred Garzinger ist kein sympathischer Zeitgenosse. So ungepflegt wie er selbst ist, lässt er auch den Hof seiner Eltern völlig verfallen. So wird dieses Anwesen im Dorf Obergassen, in dem alle gerne Haus und Hof in Schuss halten, zum Schandfleck. Und dann findet man eines Tages den Garzinger ermordet in seinem Arbeitszimmer. Schnell ist klar, das die eingeschworene Dorfgemeinschaft kein Interesse hat, die Polizeibeamten bei der Aufklärung zu unterstützen.
Immer wieder fragt man sich, wer genügend Gründe hat, den doch eigentlich zurückgezogen lebenden Manfred umzubringen. Doch so langsam zeichnet sich ein Bild ab, das den Leser klarer sehen lässt. Und die Lösung ist einfach genial. Nichts ist wie es scheint und nur eine saubere Fassade macht einen noch nicht "schandfleckenlos".
Jürgen Seibold ist mit dem Krimi ein toller "Wurf" gelungen. Immer wieder kombiniert der Leser mit, neue mögliche Spuren werden ausgelegt, mit anderen verwoben, wieder aufgelöst und laufen ins Leere. Oder vielleicht dann doch nicht? So wird genial die Spannung aufrecht erhalten, ohne viel Blutvergießen oder vielen Grausamkeiten.
Wer also Krimis mag, bei denen er fleißig mitkombinieren darf und doch bis zum Schluss im Dunkeln tappt oder vielleicht mal zwischendurch die richtigen Schlüsse gezogen und diese wieder verworfen hatte, liegt mit "Schandfleck" genau richtig.
Besonders sympathisch war für mich auch das Ermittlerteam. Sie harmonieren sehr. Keiner trägt einen riesigen "Rucksack" mit sich rum, an dem er zu Grunde zu gehen droht. 
Die persönlichen Geschichten spielen aber natürlich eine Rolle. Auch hier entwickelt sich das Team im Laufe des Buches weiter. Zum Glück. Denn ohne dieses braucht man ja keine Serie lesen. Aber dies wird vom Autor sehr dezent einfließen lassen.