Rezension

Schöne Dystopie mit großer Liebesgeschichte

Rise 01 - Die Ankündigung - Kim Nina Ocker

Rise 01 - Die Ankündigung
von Kim Nina Ocker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dies ist der erste Teil einer voraussichtlich zweiteiligen Dystopie. Er ist abwechselnd aus der Sicht von Freya und Duncan geschrieben und vorerst leider nur als E-Book erhältlich.

Freya lebt in einer Einheit unter der Erde. Es gibt dort keine Tiere, die Pflanzen sind unecht, das Sonnenlicht wird künstlich erzeugt. Seit einem lange zurückliegenden Krieg ist das Leben auf der Erdoberfläche unmöglich: das Wasser ist verseucht, die Luft verstrahlt, die sengende Sonne macht jedes Überleben unmöglich.
Die Menschen in den Silos heiraten mit 18 Jahren. Damit das Verhältnis der beiden Geschlechter in den Altersklassen annähernd gleich ist, kommt es gelegentlich zu einem Austausch. Freya wird unerwartet ausgewählt und in eine andere Einheit geschickt, um einen Partner zu finden und dort ihr restliches Leben zu verbringen. Doch schon kurz nach dem Verlassen des Silos wird der Zug, in dem sie sich befindet, gestoppt, und plötzlich befindet sie sich in der Gewalt dreier Männer und in einer Umgebung, die eigentlich tödlich sein müsste...

Freya ist eine charakterstarke und unerschrockene Protagonistin, die im Verlauf der Geschichte immer mehr zeigt, was in ihr steckt, und damit immer wieder überrascht. Mir gefällt, dass sie die Fehler und Ungereimtheiten in ihrer Gesellschaft erkennt und nicht blind alles glaubt, was man ihr sagt. Sie ist neugierig und schlagfertig. Freya liebt ihren kleinen Bruder über alles und leidet sehr darunter, ihn und ihre restliche Familie verlassen zu müssen. Ich konnte mich von Beginn an gut in sie hinein versetzen und mochte sie sehr.

Duncan ist am Anfang sehr distanziert und verschlossen, ein typischer Einzelgänger, der sich nicht die Mühe macht, mit anderen eine tiefere Verbindung einzugehen. Er hat eine sehr schlechte Meinung von den Menschen, die in den Silos unter der Erde wohnen, und geht dementsprechend herablassend mit Freya um. Durch die Kapitel, die aus seiner Sicht geschrieben sind, kann man als Leser_in aber sehr schnell hinter diese Fassade sehen und erkennen, dass er ein sehr einsamer Mensch ist. Duncan hat moralische Prinzipien und benutzt körperliche Gewalt nur, wenn er keine andere Wahl hat. Mir war Duncan sofort sehr sympathisch und ich mochte ihn sogar noch etwas mehr als Freya. :)

Obwohl sie als Fremde und Feinde aufeinander treffen, ist Duncan zunehmend beeindruckt von Freyas Willensstärke und Mut. Auch Freya merkt nach und nach, dass Duncan kein wildes Tier ist und sie ihm vertrauen kann. Während Freya nach und nach die Wahrheit über ihre Gesellschaft erfährt und sie und Duncan mit einigen Gefahren zu kämpfen haben, kommen sie sich näher. Mir ging die Entwicklung ihrer Beziehung etwas zu schnell, allerdings gefiel mir, dass sich Freya trotz ihrer Gefühle nicht zu einem blinden und naiven kleinen Mädchen entwickelt hat, sondern - im Gegenteil - immer selbstsicherer wurde und realistisch blieb. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und die Geschichte war fast durchgehend fesselnd und aufregend. Einige Geschehnisse waren vorhersehbar, aber insbesondere die Hintergründe der Gesellschaftsstruktur waren überraschend und interessant. Das Buch endet mit einem kleinen Cliffhanger, der große Spannung und Action im nächsten Teil verspricht.

Fazit:

Mir hat diese Geschichte ausgesprochen gut gefallen, eine schöne und interessante Dystopie mit einer großen Liebesgeschichte im Vordergrund. Die wenigen kleinen Ungereimtheiten tun der Geschichte keinen Abbruch. Ich kann dieses E-Book absolut empfehlen und freue mich schon sehr auf den nächsten Teil. :)
4 1/2 Sterne von mir.