Rezension

Schöne Idee, Umsetzung zu oberflächlich

Der Mitreiser und die Überfliegerin - Mira Valentin

Der Mitreiser und die Überfliegerin
von Mira Valentin

Bewertet mit 2 Sternen

(Hörbuch: 3 Sterne / Buch: 2 Sterne)

Für manche Bücher ist es der falsche Zeitpunkt und zu anderen findet man keinen richtigen Zugang. Mit mir und dem Buch war es das Letztere. Leider.

Ich habe für dieses Buch bei einem Gewinnspiel mitgemacht und auch noch gewonnen. Habe mich sehr gefreut, da ich über dieses Buch einiges und sehr viel Positives gehört und gelesen habe. Die Autorin Mira Valentin hat mit "Der Mitreiser und die Überfliegerin" sogar den -Kindle Storyteller Award- gewonnen. (Wer mehr dazu wissen möchte, kann HIER mal schauen. Quelle: Autorenwelt)

Der Klappentext versprach eine fantastisch angehauchte und magische Story. Wer erinnert sich nicht an seine Kindheit und Jugend und die Zirkusbesuche? Hatte man das große Zirkuszelt betreten, schien es, als würde man in eine andere Welt eintreten. Zauberei, Erheiterung, Kunststücke und manchmal auch Tiervorstellungen - all das ließ einen den Alltag und die Außenwelt für einige Zeit vergessen. Dieses Gefühl wünschte ich mir beim Lesen des Buches auch.

Mit dem Hinweis am Anfang zerstreuten sich diese Wünsche aber auch sofort:

    "Bei Personen, die an Depressionen leiden, suizidale oder selbstverletzende Gedanken haben, könnte das Lesen dieses Buches zu einer Verschlechterung ihres Zustandes führen."

Der Schreibstil ist flüssig und man kommt gut und schnell vorwärts. Doch inhaltlich konnte ich nicht so richtig folgen. Milan, der Protagonist, ist seit dem Tod seiner besten Freundin Jo am Boden zerstört. Seine Welt ist komplett aus den Fugen geraten. Doch eines Tages nimmt sein Leben wieder einen positive Wendung. Durch einen Wellensittich, der sein Seelentier ist, hat er den ersten Schritt in Richtung Zirkus gemacht. Doch irgendwie wurde nie richtig erklärt, was ein Seelentier ist. Eine ungefähre Vorstellung habe ich schon. Welche herausragende Bedeutung ein Seelentier für einen Menschen hat, wird aber leider nicht herausgearbeitet. Wie finden sich Seelentier und Mensch? Was passiert mit dem Menschen, wenn sein Seelentier stirbt und umgekehrt? Auf solche spannende Fragen gibt es leider auch keine Antworten.

Jeder im Zirkus hat ein Seelentier und eine bestimmte Gabe, die ihn auszeichnet. Unter diesen Gaben hatte ich mir im Vorfeld aber magischere Sachen vorgestellt, als die, die dann letztendlich vorgestellt wurden.

Die Seelentiere warnen vor den "Vertretern". Das sind Menschen außerhalb des Zirkusgeländes, so ganz normale Menschen wie du und ich. Sie haben nichts magisches (mehr). Warum das so ist, wurde mir im Laufe des Lesens aber auch nicht klar. An den "Vertretern" konnte ich jetzt auch nichts Schlimmes erkennen. Manche sind Tierschützer und sind gegen wilde Tiere im Zirkus, wie z.B. Löwen. Ich kann daran nun wirklich nichts Schlechtes erkennen. Sie sind manchmal sogar von Beruf Vertreter (Makler), wie wir sie kennen. Im Buch gibt es eine Szene mit so einer Vertreterin, die Milan eine Versicherung verkaufen will, damit er, bei einem Unfall im Zirkus, abgesichert ist. Eigentlich ganz sinnvoll...

Milan wird also der Mitreiser, da er eine zeitlang mit dem Zirkus unterwegs ist, weil er eine Veränderung in seinem Leben braucht und er merkt, dass ihm das Zirkusleben gut tut und seine seelischen Wunden dadurch langsam heilen. Zudem lernt er mit der Überfliegerin Julie die Liebe kennen. Es gibt ein paar Höhen und Tiefen, die überwunden werden müssen, da das Leben eben immer im Fluss ist und manchmal kleinere und manchmal größere Steine aus dem Weg geräumt werden müssen. Bei manchen Szene fragte ich mich jedoch im Nachhinein, wozu sie eigentlich gut waren, wie z.B. die sehr gewalttätige Szene mit dem Kind und dem Löwen, ziemlich weit am Ende.

Und die Moral von der Geschichte?
Jeder Mensch ist was besonderes! Vertraue auf dich und deine Kraft und lass nicht zu, dass das Leben dich erdrückt. Es gibt immer etwas, für das es sich zu kämpfen und zu leben lohnt, denn das Leben kann oftmals sehr, sehr schön sein.

OK, damit gehe ich mit und kann der Autorin absolut nicht widersprechen. Doch leider transportiert mir das Buch und die Geschichte über Milan diese Moral so beiläufig. Ich konnte die oftmals angepriesenen und kraftvollen Emotionen leider nicht herauslesen und fühlen. Es war eine nette Geschichte aber auch kein bisschen mehr. Sehr viele unterschiedliche Charaktere werden eingeführt, gehen mir aber nicht genug in die Tiefe.

Zum Hörbuch:
Ich hatte mir für den ermäßigten Preis das Hörbuch gekauft und im Wechsel gehört und gelesen. Der Sprecher Julian Horeyseck konnte durch seine sprachliche Interpretation der Geschichte, für mich das Buch um einen ganzen Stern aufwerten.

Fazit:
Ein Buch, das mich leider nicht überzeugen konnte und mit meiner Vorstellung von einer fantastischen und magischen Geschichte über Zirkusse und einen Jugendlichen / jungen Erwachsenen, der sein Leben neu leben und meistern wollte, nicht übereinstimmt.