Rezension

Schöne Romanbiografie

Annette von Droste-Hülshoff. Dichterin zwischen den Feuern -

Annette von Droste-Hülshoff. Dichterin zwischen den Feuern
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 4.5 Sternen

„...Ja, sie hatte ihre liebe Not mit diesem erstaunlichen kleinen Mädchen, das viele Fragen stellte und in größte Aufregung geriet, wenn sie einen Riss in der Tapete bemerkte...“

 

Schon als Kind war Annette nicht einfach, wie die Gedanken der Mutter belegen. Dabei waren ihre Überlebenschancen nicht gut gewesen, denn eine Frühgeburt zu der Zeit war häufig dem Tod geweiht.

Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Romanbiografie der Schriftstellerin geschrieben. Sie erzählt deren Leben in einzelnen Episoden.

Das Buch zeichnet sich durch einen gut lesbaren Schriftstil aus. Außerdem ist die umfangreiche Recherche der Autorin in jeder Zeile spürbar.

Annette wächst geborgen auf dem Gut der Familie auf. Sie gilt als hochbegabt, komponiert schon in jungen Jahren und schreibt Gedichte. Außerdem ist sie sehr phantasievoll.

 

„...Da Annette schnell beleidigt war und zudem unter Hustenanfällen und Schwächlichkeit litt, bekam sie wenig Tadel zu hören...“

 

Das allerdings sollte sich mit zunehmenden Alter ändern. Dann wird die liebe Verwandtschaft zu ihrer größten Kritikerin.

Sehr gut werden die gesellschaftlichen Verhältnisse in die Geschichte integriert. In Adelskreisen ignoriert man die anstehenden Veränderungen. Dafür spielen Literatur und Musik eine besondere Rolle.

Heftig trifft Annette der Tod des Vaters. Finanziell aber ist sie versorgt. Sie kann sich ihrer Schriftstellerei widmen, wird jedoch auch von der Verwandtschaft gefordert, wenn Hilfe bei Krankheit notwendig ist.

Annette polarisiert. Ihr Onkel beschreibt sie gegenüber einem Freund so:

 

„...Seine Nichte sei überaus klug, talentvoll voll hoher Eigenschaften und zugleich gutmütig, aber auch eigensinnig und gebieterisch….“

 

Andere werfen ihr vor, dass sie Männer schöne Augen macht. Eine erste zarte Freundschaft zerbricht.

Einen größeren Raum nimmt ihre Freundschaft zu Levin Schücking ein. Er kümmert sich um eine Veröffentlichung ihrer Gedichte. Zu mehr als Freundschaft aber ist sie nicht bereit. Hinzu kommt, dass in der Familie immer noch die Mutter das Sagen hat. Annette kann und will sich nicht über deren Meinung hinwegsetzen. Ich halte diese allerdings für übergriffig und unsensibel.

Im Buch sind nicht nur Gedichte von Annette enthalten. Auch andere Personen der Zeitgeschichte kommen zu Wort.

Vor allem in den Gesprächen werden die Einstellungen, aber auch Gefühle der Protagonisten deutlich.

Ein umfangreiches Nachwort ergänzt und vertieft viele der Ausführungen. Ein Personenverzeichnis, eine Auflistung der Lebensorte, eine Zeitleiste und ein Glossar ergänzen das Buch.

Die Biografie hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt das Leben der Schriftstellerin lebendig werden.