Rezension

schöner Einstieg, aber mir zu viele Perspektiven

Everly 1: Schattenreich des Himmels - Vivien Sprenger

Everly 1: Schattenreich des Himmels
von Vivien Sprenger

Bewertet mit 4 Sternen

Ausgestoßen und einsam versucht Everly ihren neuen Alltag zu bestreiten. Die Zeit am Institut hat ihr nicht nur ein zu Hause gegeben, sondern auch einen Lebensinhalt. Nun besteht ihr Tag aus neuen Aufgaben und Herausforderungen, doch ihre Freunde und ihre große Liebe kann sie einfach nicht vergessen.

Als ihr eines Tages plötzlich die Rückkehr ermöglicht wird, steht Everlys Welt Kopf. Welche Ereignisse haben dazu geführt, dass die Erzengel ihr Urteil zurück ziehen? Gibt es doch noch eine Chance für sie am himmlischen Institut oder wartet einfach nur eine Aufgabe auf die Engel und Halbengel, die sie ohne Everly nicht lösen können? Fragen über Fragen, die immer neue Geheimnisse mit sich bringen.

 

Ich les sehr gern Geschichten mit Ich-Erzählern und auch Perspektivwechsel gefallen mir meistens gut, da die Geschichte dadurch sehr dynamisch wird, man die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt, sich verschiedene Stränge abzeichnen, die sich mal miteinander verbinden und manchmal auch in unterschiedliche Richtungen führen. Beides ist im Buch zu finden, für meinen Geschmack aber vielleicht doch etwas zu viel. Mit gleich sechs Ich-Perspektiven muss man am Anfang des Kapitels immer ein wenig aufpassen, mit wem wir den Teil der Geschichte erleben. Besonders zu Beginn des Buches bekommt man dadurch so unterschiedliche Eindrücke, dass man nicht so mühelos in die Handlung hineinfindet.

Die Hauptperson bei dem Ganzen bleibt Everly, sie begleiten wir auch am häufigsten. Dadurch sind die Einblicke, die wir in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommen am intensivsten und umfangreichsten. Ihr Weg zurück in das Institut ist hart und steinig und alle neuen Sorgen, die sich auftun, scheinen mit ihrem Auftauchen gekoppelt zu sein.

Die Charaktere sind alle recht unterschiedlich und ergeben so eine gelungene Mischung. Einige sind eher friedlich, freundlich und aufgeschlossen, andere sehr temperamentvoll, aufbrausend, geprägt von Zorn, Wut, Machtiger und Eifersucht. So lassen sich trotz der zahlreichen Ich-Perspektiven die Personen recht gut auseinander halten. Als Leser hat man einen sehr vielseitigen Blick auf die unterschiedlichen Handlungsverläufe und weiß immer mehr, als die Figuren selbst.

Da die Geschichte sehr komplex ist, bekommt man einen guten Überblick und viele Puzzleteile fallen schneller an ihren Platz, als es mit nur zwei oder drei Perspektiven wohl der Fall wäre. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings gewünscht, etwas weniger zu wissen, da natürlich auch ein Teil der Spannung rausgenommen wird.

 

Der Schreibstil von Vivien Sprenger ist angenehm, flüssig und häufig emotionsgeladen. Die Figuren sind großen Herausforderungen ausgesetzt, sowohl im Privatleben, als auch für die Gemeinschaft des Institutes. Zahlreiche Auseinandersetzungen mit den Dämonen machen die Lage nicht einfacher. Konzentration, Geschick, Zusammenhalt, Vertrauen und möglichst noch den Überblick behalten, stehen hier an oberster Stelle –gar nicht so einfach, wenn die eigenen Gefühle zusätzlich verrücktspielen. Tempo- und actionreiche Passagen wechseln sich mit etwas ruhigeren Momenten ab, die die Charaktere nutzen, um die Beziehungen zu den anderen Figuren zu stärken, zu sortieren oder neue aufleben zu lassen. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht. Aufgrund der vielen Perspektiven habe ich jedoch einige Auflösungen geahnt, was mir den großen Überraschungsmoment gegen Ende des ersten Bandes ein wenig genommen hat.

Ich bin nun auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird. Einige Ideen habe ich schon, bei anderen Dingen bin ich noch ratlos, wie die Protagonisten die Probleme lösen werden. Ich lass mich also überraschen, wie es im nächsten Band weitergehen wird.

 

Ein interessanter Einstieg mit turbulenten Momenten, abwechslungsreichen Figuren und offenen Fragen für den nächsten Band. Mir persönlich waren es ein paar Perspektiven zu viel auf die man sich konzentrieren sollte.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!