Rezension

Schokolade oder Liebe - der verzweifelte Kampf um ein Familienunternehmen

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1) -

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
von Amelia Martin

Bewertet mit 4 Sternen

"Schokolade ist Liebe, aber ohne Liebe ist Schokolade nichts." (Buchzitat)

Der erste Weltkrieg ist vorbei und schon stehen neue Veränderungen in der Wirtschaft und im alltäglichen Leben bevor. Die SED übernimmt nach und nach und die Vorherrschaft, wodurch auch viele Familienunternehmen in Gefahr geraten, die Versorgung mit Grundgütern eingeschränkt.
Die Geschichte um Irene, die Tochter des Schokoladenfabrikanten Friedrich Menzel in Halle, und dem Salzwirker Paul ist so zuckersüß und bewegend. Zwei junge Menschen, die so viel Kummer und Leid erleben müssen und deren Position eine gemeinsame Verbindung scheinbar unmöglich macht.
Beide hab ich sofort gemocht, Irene ist eine faszinierende, rücksichtsvolle Frau, die trotz aller Ängste, Umstände und dem Kampf um die Fabrik immer positiv bleibt, ein gutes Wort für die Mitarbeiter hat und stets fair ist. Ebenso Paul, ein liebenswerter, fleißiger und humorvoller Mensch.
Die Annäherung zwischen beiden ist so rührend und zu Herzen gehend, doch wann immer man denkt, sie haben alles Glück zusammen verdient passiert etwas Unerwartetes, was alle Hoffnungen und Wünsche wieder zunichte macht. Von der Stasi beobachtet, mit Einschränkungen überrollt kämpfen sie um das kleine bisschen Freiheit, während die staatlich kontrollierte DDR ihre Anfänge nimmt.
Ich fand die Geschichte so fesselnd, gleichzeitig erhält man viele Einblicke sowohl in die Schokoladenherstellung, als auch in die Tätigkeit der Salzwirker und hallorischen Traditionen. Es hat so gut in die gesamte Erzählung gepasst und es dadurch noch unterhaltsamer gemacht. Nebenbei erhält man durch Pauls Schwester Petra noch Einblicke in die Theater und Filmwelt und ist überrascht über so manchen bekannten Künstler, der erwähnt wird.
Die Autorin nimmt den Leser auf eine interessante Reise der Schokoladen- u. Salzherstellung, verpackt in eine schöne, wenn auch dramatische Liebesgeschichte, mit vielen überraschenden Charakteren, die unglaublich viel Abwechslung und Leben in die Geschichte bringen. Irenes Vater muss man einfach ins Herz schließen, ihr Verhältnis zueinander ist wirklich etwas Besonderes, während ihre Mutter mich zeitweise wirklich geschockt hat mit ihren Ansichten und ihrer Überheblichkeit. So tauchen etliche Personen auf, die man vom Fleck weg mag, während man bei anderen den Kopf schütteln würde. Doch es tauchen auch welche auf, die nicht ganz durchschaubar sind und sich als wirklich überraschend entpuppen, eine tolle Mischung.
Interessant fand ich die Schilderung der gesellschaftlichen Veränderung. Obwohl die Menschen so extrem und beängstigend kontrolliert, enteignet und penetrant unter Druck gesetzt wurden, um das neue Rechtssystem zu unterstützen, hat man doch auch einen Wandel im Denken der Menschen festgestellt. Die bisherige Zweiklassengesellschaft sollte verschwinden, Gleichberechtigung wurde gefordert, allerdings doch häufig mit schockierenden Methoden. Bei Irene und ihrem Vater konnte man spüren, dass ihnen die Mitarbeiter am Herzen lagen und sie für ordentliche Arbeitsbedingungen und Fairness gesorgt haben, was ich durch verschiedene Gesten richtig toll fand.
Insgesamt hatte ich wirklich gute Unterhaltung, viele Passagen haben mich sehr berührt, andere überrascht, empört und nachdenklich gestimmt. Unter dem Titel konnte ich mir erst gar nicht viel vorstellen, letztendlich fand ich ihn aber absolut passend und gelungen, ebenso wie die Gestaltung des Covers.