Rezension

Schräger, witziger Comic für Erstleser und Lesemuffel

Mega dumm gelaufen -

Mega dumm gelaufen
von Rüdiger Bertram

Bewertet mit 5 Sternen

Alex hat gewaltige Angst vor Kalle. Der ist nämlich total stark, ziemlich brutal und dabei auch noch unheimlich fies. Dummerweise hat Kalle Alex dazu auserkoren, ihm aus der Patsche zu helfen. Und da steckt er ziemlich tief drin, in der Patsche, seit er den Pokal, das Aushängeschild der Schule, zuerst geklaut und dann unfreiwillig weitestgehend zerstört hat. Alex soll Kalle nun helfen, Ersatz für den Pokal zu beschaffen. Aber Pokale sind teuer, also müssen die beiden irgendwie schnell zu Geld kommen. An Ideen mangelt es den Jungen nicht, leider hapert es aber daran, diese auch erfolgreich in die Tat umzusetzen. Ob sie am Ende doch noch Glück haben?

 

Die Geschichte wird als Comic erzählt. Jede Seite zeigt die Handlung in Bildform, dazu stehen höchstens zwei, drei kurze Sätze pro Seite. Die Texte sind einfach und klar verständlich formuliert und recht groß in gut lesbarer Comic-Druckschrift gedruckt. Siebenjährige Kinder dürften kaum Schwierigkeiten haben, den Text selbstständig zu lesen und zu erfassen. Bei der richtigen Aussprache von manchen englischen Ausdrücken  („cool“, „chillen“, „Wow“) werden sie vermutlich noch Hilfe brauchen. Horst Hellmeiers schwarz-weiß Illustrationen sind gut zu erkennen, ausdrucksstark und vor allem sehr witzig. Die wunderbar passenden detailreichen, lebendigen Zeichnungen sorgen für viel Dynamik und Action in der Geschichte und machen einfach Spaß.

 

Schon äußerlich sehen die beiden Hauptfiguren Kalle und Alex so unterschiedlich aus wie Tag und Nacht. Alex ist schlaksig und ziemlich dünn, Kalle sehr kräftig. Alex wird von anderen geärgert, Kalle ärgert andere. Alex ist ängstlich, Kalle mutig. Alex ist klug, Kalle steht manchmal auf der Leitung. Als die beiden gemeinsam auf Pokalbeschaffungsmission gehen, zeigen sie aber auch andere Seiten von sich. Die zwei ungleichen Schüler sind erfrischende Hauptfiguren, die immer wieder für eine Überraschung gut sind. 

 

Wie können die Jungs nur an Geld kommen? Sehr witzig, wie sie ihre Einfälle in die Tat umsetzen und dabei jedes Mal krachend scheitern. Da heißt es mehr als einmal „Megadumm gelaufen“. Aber dann sind sie auf einmal doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Rüdiger Bertram schreibt gewohnt unterhaltsam. Er hat sich einmal mehr eine ziemlich schräge und irre komische Geschichte ausgedacht, die wichtige Themen wie Ausgrenzung, Vorurteile, Angst, Feind- und Freundschaft behandelt. Aber das tut sie so leicht und locker, dass es gar nicht auffällt und absolut nicht „pädagogisch“ wirkt.
Gerade Jungen haben oft Probleme, sich zum Lesen zu motivieren. Dieses Buch ist ideal für Leseanfänger. Die wenigen kurzen Sätze überfordern sie nicht, gleichzeitig bekommen sie aber für ihre vergleichsweise geringe Anstrengung eine witzige, turbulente, rasante, schräge und abenteuerliche Geschichte mit tollen Bildern geboten. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin, das motiviert natürlich besonders. In vielen Erstlesebüchern werden konventionelle, oft ereignisarme, ja langweilige Geschichten erzählt. „Mega dumm gelaufen“ ist anders und absolut nicht langweilig. Lesemuffel kommen genauso auf ihre Kosten wie Leseratten. Wer auf der Suche nach einem etwas anderen Erstlesebuch mit Spaß und Action ist, liegt mit diesem Buch richtig. Meinen Kindern und mir hat es megagut gefallen.