Rezension

Schwere Schicksale sprachlich "weichgespült"

Solange die Hoffnung uns gehört - Linda Winterberg

Solange die Hoffnung uns gehört
von Linda Winterberg

Bewertet mit 3 Sternen

Sehr berührend ist der im Juni im Aufbau-Taschenbuchverlag atb erschienene Roman "Solange die Hoffnung uns gehört" von Linda Winterberg, Pseudonym der Schriftstellerin Nicole Steyer, Autorin mehrerer im Mittelalter spielender Romane. In diesem neuen Buch geht es - nach "Das Haus der verlorenen Kinder" (2016) - wieder um die jüngere deutsche Geschichte, nämlich um Einzelschicksale Frankfurter Juden zwischen 1933 und 1955, die es lt. Nachwort so oder ähnlich tatsächlich gab, die aber hier frei in eine rein fiktive(!) Handlung eingebunden wurden. Hauptpersonen des Romans sind die verwitwete jüdische Sopranistin Anni Kluger, Star der Frankfurter Oper, ihre Tochter Ruth, die nach dem Krieg ihrer Mutter auf die Opernbühne nachfolgt, sowie der Nachbarssohn und Pianist Walter Sommer. Während die Kinder 1938 in einem der Kindertransporte nach England entkommen, muss Anni Kluger in Frankfurt zurückbleiben. Der Leser verfolgt das Schicksal von Mutter und Tochter in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren. Die Autorin beruft sich im Nachwort auf Schicksale realer Personen, was den Roman mit seinen manchmal fast unglaublichen Geschehnissen berührend wirken lässt. Doch trotzdem erschien mir der Roman - gerade in Kenntnis der im Nachwort geschilderten realen Biografien - in seinem fiktiven(!) Handlungsablauf und sprachlich manchmal zu "weichgespült", war die Realität doch grausamer und mörderischer. Vor allem das vom Verlag gewählte Titelbild finde ich unpassend und dem Thema nicht gerecht.