Rezension

Second life

Tu es. Tu es nicht. - Steve J. Watson

Tu es. Tu es nicht.
von Steve J. Watson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Julia kann sich nicht über ihr Leben beklagen. Sie hat einen tollen Sohn und einen Mann, der ihr Hausfrauendasein finanziert. Denn die gelegentlichen Aufträge, die sie mit ihren Fotoshootings an Land zieht, bringen nicht allzu viel Geld ein. Doch wie es immer ist im Leben, wenn man sich gerade aufgerappelt hat, werden einem wieder Steine in den Weg gelegt. Julias Schwester Kate wird ermordet. Nachdem Julia den anfänglichen Schock überwunden hat, fängt sie an, selber zu ermitteln, weil die Polizei keinen Schritt weiterkommt. Sie versucht, über ein Datingportal Kates Mörder zu finden. Allerdings lernt sie Lukas kennen und von da an nimmt alles seinen Lauf. Julia will um jeden Preis den Mörder ihrer Schwester finden und lässt sich mit Luke ein. Phantasien ausleben, (Cyber-)Sex, Manipulation und Gefahr - Lukas bietet ihr das volle Programm. Wer könnte da nein sagen - schließlich sieht er auch verdammt gut aus!

Stellenweise wusste ich nicht, was ich von dem Buch halten sollte. Julias Vergangenheit in der Drogen- und Hausbesetzerszene war doch sehr langweilig dargestellt. Auch ihre Unsicherheit hat mich anfangs erstaunt - wie hat diese Frau so lange überleben können? Aber irgendwann ging es dann los, es wurde spannend und ein ums andere Mal war ich froh, nicht in ihrer Haut zu stecken. Die Verwicklungen um Lukas nehmen zu und die Story nimmt Fahrt auf.

Die Figuren sind gewohnt vielschichtig und man weiß als Leser lange nicht, wem man Kates Tod in die Schuhe schieben soll. Die Geschichte ist spannend (wobei ich nur das letzte Drittel als Thriller bezeichnen würde) und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Watson zeigt, wie leicht der menschliche Verstand zu manipulieren ist und dass man sich kaum davor schützen kann. Oft handeln die Charaktere authentisch, und man möchte Julia gerne davon abhalten, sich kopfüber in ihr Verderben zu stürzen. Sympathisch ist sie mir aber nicht geworden, dafür war sie mir etwas zu wehleidig.

Mich stört auch der Titel. Im Gegensatz zu Watsons erstem Buch (Ich.darf.nicht.schlafen.) passt hier gar nichts im Bezug auf die Geschichte. Das ist wieder mal ein typisches Beispiel für dämliche deutsche Titel. Das Original hätte man vielleicht besser gelassen. Das Cover ist auch schon fast zu fröhlich und gar nicht mit der Geschichte stimmig.

Aber denooch eine klare Leseempfehlung!