Rezension

Sehr blumiger Schreibstil

Die Vermesserin der Worte -

Die Vermesserin der Worte
von Katharina Seck

Bewertet mit 2 Sternen

„Eines Morgens wachte Ida auf und fragte sich, wer man eigentlich war, wenn sich das, was man am besten konnte, aus dem eigenen Körper geschält hatte und über Nacht klammheimlich verschwunden war.“

Ida ist eine junge Schriftstellerin, die am 1. Januar von den Worten verlassen wird und keinen einzigen Buchstaben mehr zu Papier bringt. Und damit ihre Existenzgrundlage verliert. Theobald, ein befreundeter Briefträger, bringt Ida eines Tages eine Annonce mit, auf die er gestoßen ist. Gesucht wird eine Haushaltskraft für ein großes Anwesen. Kurzerhand macht sich Ida auf zum papiernen Anwesen und seiner Herrin, Ottilie Selig. Vor Ort stellt Ida schnell fest, dass nicht Ordnung und Sauberkeit Priorität in dem Haus haben, sondern vielmehr Ida Ottilie im Kampf gegen das Vergessen helfen und mit den Dorfbewohnern wieder versöhnen muss. Unversehens findet Ida beim Versuch zu helfen, ihre verlorenen Worte und die Fähigkeit des Erzählens wieder.

„Die Vermesserin der Worte“ ist der Debütroman der jungen Autorin Katharina Seck. Die ersten beiden Kapitel des Romans haben mich begeistert und sehr neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte gemacht. Leider konnte mich die Autorin weder mit der erzählten Geschichte noch mit ihrem Schreibstil überzeugen. Ich habe mich regelrecht durch den Roman gequält. Der Schreibstil ist sehr blumig, verschachtelt und mit Adjektiven überfüllt. Die Figuren sprechen „wie gedruckt“, halten lange Reden oder äußern sich wie aus einem Sprüchebuch. Zudem sind sie nicht kohärent, allen voran die Protagonistin. Ist sie am Anfang eine unsichere, in sich gekehrte Person, so wird sie kurz darauf zu einer zupackenden und lange Reden schwingenden Figur. Die Geschichte dreht sich zudem die meiste Zeit um die eigene Achse und kommt nicht voran. Einem bestimmten Genre lässt sich das Erzählte auch kaum zuordnen: Für ein phantastisches Werk ist es zu wenig märchenhaft, für einen Gegenwartsroman zu wenig realistisch. Und insgesamt viel zu rührselig für meinen Geschmack. Den Figuren, der Geschichte an sich und dem Roman selbst hat es definitiv an Leben gefehlt. Ich konnte mich folgenden Eindrucks nicht erwehren: Es kam mir vor, als hätte man Teilnehmern eines Schreibwettbewerbs einen tollen Romananfang gegeben und hätte sie aufgefordert die Geschichte weiterzuschreiben. Anschließend hätte sich die Jury für eine mittelmäßige Fortsetzung entschieden. Eine Leseempfehlung gibt es von mir somit nicht, aber ich bin sicher, dass der Roman seine Abnehmer finden wird.