Rezension

Sehr gut gelesen, aber teilweise eine zähe und verworrene Handlung

Mein Leben in deinem -

Mein Leben in deinem
von Jojo Moyes

Bewertet mit 3 Sternen

Jojo Moyes ist in meinen Augen dafür bekannt, dass sie Geschichten schreibt, die theoretisch so geschehen könnten, aber die auch Extremsituationen beinhalten. Dieser Roman ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Er handelt von Nisha und Sam, die komplett unterschiedliche Leben führen. Nisha ist die Ehefrau eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Ihr Alltag besteht auch Shoppingtrips, Fitnessstudiobesuchen und Beautybehandlungen. Wenn man für sie eine Jobbezeichnung suchen würde, dann wäre sie die Vorzeigeehefrau. Sam ist zwar auch eine Ehefrau, aber sie muss mehr oder weniger rund um die Uhr arbeiten. Sie hat einen Job als Vertriebsleiterin und nach Feierabend muss sie sich um ihre Tochter, den Haushalt und ihre Eltern kümmern. Ihr Ehemann ist dabei keine große Hilfe, da er mit seiner Depression zu kämpfen hat.

Die beiden wären sich wahrscheinlich nie begegnet, wenn sie nicht durch Zufall an einem Tag im gleichen Fitnessstudio gewesen wären und ihre Taschen verwechselt hätten. Sie schlüpfen zwar nicht in die Haut der anderen, aber zumindest in die Schuhe der anderen. Es heißt ja nicht umsonst, dass Kleider Leute machen. Ich selbst kenne auch das Gefühl, wenn ich mir besondere Klamotten anziehe und mich dann besonders hübsch und damit selbstbewusst fühle. Die Ausstrahlung sorgt dafür, dass man auch anders wahrgenommen wird. Somit sind die getauschten Schuhe der Auslöser für viele andere Dinge.

Das Gedankenspiel, was alles passieren kann, wenn man einen Tag in den Schuhen einer anderen rumläuft, fand ich sehr spannend. Allerdings habe ich mich zunächst sehr schwer mit der düsteren Atmosphäre getan. Es gibt sehr viele schwerfällige, ernste Themen in der Handlung. Eigentlich mag ich es, wenn eine Geschichte tiefgründig ist. Allerdings mag ich es auch, wenn es zumindest zeitweise lockere Episoden gibt, die einen motivieren weiterzulesen. Zeitweise habe ich mich da sehr schwergetan und habe auch durchaus zwischendurch ein paar Tage Pause gemacht, bevor ich das Hörbuch weitergehört habe.

Auch war zum Ende hin die Handlung etwas zu verworren für mich. Ein Zufall ist spannend, aber wenn es zu viele Zufälle gibt, dann wirkt dies auf mich unrealistisch. Ich denke, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass es so Entwicklungen im realen Leben gegeben hätte.

Ein Lichtblick war da in jedem Fall die Sprecherin. Luise Helm hat eine sehr angenehme Stimme und konnte hier die Atmosphäre ausgesprochen gut darstellen. Ich konnte ihr wirklich gut zuhören. Sie war eine sehr gute Wahl für dieses Hörbuch. Leider reicht eine gute Sprecherin alleine nicht aus, um ein fantastisches Hörerlebnis zu erschaffen. Meine Erwartungen an den Roman waren zu hoch. Es ist leider kein weiteres „Ein ganzes halbes Jahr“. Es gibt weniger Gefühle und die düstere Stimmung färbt leider ein bisschen auf den Leser ab.